26 Rotraut Susanne Berners Märchencomics

Dieses moderne Märchen-Comicbuch erfüllt die Wünsche von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. Kleine Kinder können die ihnen wohl bekannten Märchen anhand der Bilderstrecken selber "lesen", Erstleser können erste Erfolge feiern dank der kurzen Sprechblasentexte und erwachsene Vorleser haben Spaß an den hintergründigen Witzen in Bild und Text ganz in Rotraut-Susanne-Berner-Manier (siehe auch http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/05/05-karlchen-geschichten.html und http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/05/12-winter-wimmelbuch.html).
Acht Märchenklassikern (Frau Holle, Jorinde & Joringel, Hans im Glück, Rotkäppchen, Daumesdick, Rapunzel, Hans mein Igel und Der Froschkönig) hat die Autorin ihre eigene Handschrift gegeben und sie uns damit näher gebracht. So haben die Märchen meist Bezug zur Gegenwart, die Figuren tragen Kleider wie normale Menschen und häufig wurden die Schlussszenen verändert, so dass sie nicht so grausam bzw. extrem sind wie die Originale. Trotzdem siegt weiterhin das Gute über das Böse.

Ein Märchenbuch zum Schmunzeln und Neuentdecken.

Rotraut Susanne Berners Märchencomics

von Rotraut Susanne Berner

2008, Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin, www.jacobystuart.de

ab 4 Jahren

25 Pfoten hoch!

Besonders Eltern von Söhnen werden sich über dieses Bilderbuch freuen, denn hier wird das alltägliche Waffen-Thema auf eine sehr amüsante Art und Weise behandelt.
Der ängstliche Hamster Billy, Sohn eines Gangsters, wird von seinem Vater auf Tour geschickt, um den Umgang mit der (ungeladenen) Pistole zu üben. Zuerst trifft er auf den Regenwurm Hans-Peter, dann auf die Maus Josefine und schließlich auf den Hasen Didi, die ihn allesamt nicht ernst nehmen. Doch dann kommt der gemeine Fuchs, der auf Hasenjagd ist und vor dem ihn sein Vater gewarnt hat, doch Billy nimmt all seinen Mut zusammen, um ihn mit einem selbstbewussten "Pfoten hoch!" in die Flucht zu jagen. So findet Billy viele neue Freunde und wird zum Helden, ganz ohne Waffeneinsatz.
Catharina Valckx hat mit "Billy und der Büffel" (2012, Moritz) eine Fortsetzungsgeschichte über die liebenswerten Tiere geschrieben, in der sie versuchen, einen Büffel mit einem Lasso zu fangen und im Herbst 2013 folgt der dritte Band: "Billy bei den Indianern".

Ein Buch zum Mutigwerden und Freundefinden. 

Pfoten hoch!

von Catharina Valckx

Aus dem Französischen von Julia Süßbrich: Haut les pattes

2011, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de

ab 4 Jahren

24 Paulas Reisen

Der preisgekrönte Autor Paul Maar ist besonders für seine Kinder- und Jugendbücher bekannt geworden, allen voran "Eine Woche voller Samstage" (1973, Oetinger) und die weiteren Geschichten über das Sams. Für dieses außergewöhnliche Bilderbuch über Paulas Traumreise hat er sich mit der Grafikerin Eva Muggenthaler zusammen getan, die fantastische Bilder zu seinen wunderbar eingängigen Reimen geschaffen hat.
"Neulich nachts, in ihren Träumen,
ging die Paula auf die Reise,
durch den Wald aus Kugelbäumen
in das bunte Land der Kreise."
Nach dem "Land der Kreise", in dem nichts Eckiges erlaubt ist, fällt Paula durch ein rundes Loch und landet im "Land der tausend Ecken". Auch hier versuchen die Bewohner, das Mädchen an die neue Umgebung anzupassen und verpassen ihrem Schlafanzug ein Karo-Muster, aber sie kann schließlich durch eine rechteckige Falltür fliehen. Als nächstes kommt sie in das "Land der roten Töne", wo sie selbstverständlich erst einmal rot angemalt wird. Doch Paula will weiter und springt in einen Teich aus roter Farbe, durch den sie in das "kleine Land Kopfunter" gerät, in dem alles auf dem Kopf steht. Dank einer Strickleiter entschwindet sie den Fliegen der "Kopfsteh-Polizei" landet sie endlich im "Bettenland" mit den weichen Kissen, wo sie so akzeptiert wird, wie sie ist. Doch bevor Paula entscheiden kann, wie lange sie bleiben möchte, wird sie schon geweckt von der Stimme ihrer Mutter.
"Paula blinzelt, gähnt und lacht
- und da ist sie aufgewacht."

Ein Buch zum Träumen in fremden Ländern. 

Paulas Reisen

von Paul Maar (Text) und Eva Muggenthaler (Bild)

2007, Tulipan Verlag, Berlin, www.tulipan-verlag.de

ab 4 Jahren

Klassiker: Elmar

Das britische Multi-Talent David McKee ist wohl besonders für seine Bilderbücher über den Elefanten Elmar weltweit bekannt geworden, an denen auch schon 2-Jährige Gefallen finden wegen der bunten Bilder und lustigen Geschichten. Bereits 1969 erschien dieser erste Band auf Englisch, und bis heute sind viele weitere dazugekommen:
Der fröhliche Elefant Elmar weiß ganz genau, was es bedeutet anders zu sein, denn er ist bunt kariert und fällt überall auf. Eines Tages möchte er so aussehen wie seine Artgenossen und wälzt sich dafür in grauen Beeren. Als ihn tatsächlich keiner erkennt und es ihm zu eintönig wird, weil alle anderen Elefanten so ernsthaft erscheinen, erschreckt er alle mit einem lauten Buh, so dass alle anfangen müssen zu lachen. Sogar die Regenwolke stimmt ein und wäscht dabei seine ganze graue Farbe ab. Da beschließt die Herde, ab sofort den Elmar-Tag zu feiern, an dem sie sich buntkariert verkleiden und Elmar grau sein darf.
Wer noch mehr von Elmar lesen möchte, sollte sich gleich "Das große Elmar-Buch" (2005, Thienemann) besorgen mit den sechs beliebtesten Geschichten.

Ein Buch zum Anderssein und Glücklichsein. 

Elmar
von David McKee

aus dem Englischen von Hans Georg Lenzen: Elmer

1989, Thienemann Verlag, Stuttgart (Erstausgabe 1970, Parabel Verlag, München), www.thienemann.de

ab 4 Jahren

23 Olivia in Venedig

Das selbstbewusste Schweinemädchen Olivia hat in den vorrangegangenen Bänden (der erste mit dem Titel "Olivia" erschien bereits 2001) schon einiges erlebt, doch solch tragische Auswirkungen wie in Venedig hatten ihre Einfälle bisher nicht. Ian Falconer (der eigentlich als Kostümbildner gearbeitet hat und hin und wieder Cover für The New Yorker gestaltet) hat wieder einmal ein wahres Kunstwerk geschaffen mit seinen Collagen aus bunten Fotos und den typischen schwarz-weiß-roten Zeichnungen.
Olivia fliegt in den Osterferien mit ihrer Familie nach Venedig. Am meisten ist sie davon begeistert, dass es überall Eis gibt: "Mami, das heißt hier Gelato." An den besonders schönen Orten, selbstverständlich besucht die Schweinefamilie alle Touristenattraktionen, gibt es dann immer ein Gelato, um die Nerven zu beruhigen. Schließlich will Olivia noch ein Andenken. Doch als sie sich einen Stein aus dem Glockenturm am Markusdom zieht und dieser zusammenbricht, flüchtet die Familie lieber schnell zum Flughafen.

Ein Buch zum amüsanten Venedig-Entdecken. 

Olivia in Venedig

von Ian Falconer

aus dem Englischen von Monika Osberghaus: Olivia Goes to Venice

2012, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, www.oetinger.de

ab 4 Jahren

22 Die mutige Marta

Bilderbücher, die es schaffen, sowohl Kinder wie Erwachsene auf ihre eigene Art und Weise anzusprechen, sind wirklich rar gesät. Katharina Grossmann-Hensel ist dieser Balanceakt hervorragend gelungen:
Marta wacht eines Morgens auf und glaubt, im Traum im Dschungel gewesen zu sein. Im Verlauf des Tages sieht sie immer wieder Tiere aus ihrem (angeblichen) Traum, die etwas anstellen, und versucht, ihre Eltern darauf hinzuweisen. Doch diese deuten ihre Beschreibungen als Ausreden und belehren sie stattdessen. So verschlingt am Frühstückstisch eine Schlange ihr Käsebrot, doch ihre Eltern ermahnen sie, nicht mit dem Essen zu spielen. Immer mehr Hinweise im Hintergrund der eigentlichen Geschehnisse weisen schließlich darauf hin, dass die Tiere aus dem Zirkus geflohen sind. Obwohl sich mittlerweile eine stattliche Anzahl an Zirkustieren in Wohnzimmer und Bad befinden, haben die Erwachsenen immer Besseres zu tun, als sich um die Ausrufe ihrer Tochter zu kümmern. Auf dem Höhepunkt des Chaos kommen sie dann doch zur Schlafenszeit in Martas Zimmer, wo sie es beim Anblick der wilden Tiere mit der Angst zu tun bekommen. Jetzt übernimmt endlich das Mädchen das Kommando: "Schluss mit dem Zähneklappern, jetzt schlaft schön. Denn ich hab morgen viel zu tun, ihr zwei Angsthäschen!"
Wer noch mehr von der Autorin in ähnlicher Machart lesen möchte, sollte sich das neueste Buch "Warum Erwachsene nachts so lange aufbleiben müssen"(2012, Annette Betz) anschauen.

Ein Buch zum Schmunzeln.

Die mutige Marta

von Katharina Grossmann-Hensel

2010, Annette Betz Verlag, Berlin, www.ueberreuter.at

ab 4 Jahren

Klassiker: Wer rettet Willi Wiberg?

Willi Wiberg wurde vor über 40 Jahren von der schwedischen Autorin Gunilla Bergström erfunden und mittlerweile hat er sogar eine eigene Website (www.alfons.se, Alfons Aberg heißt er im Original) und eine Facebook-Seite. Willi lebt zusammen mit seinem Vater und erlebt lauter Alltagsabenteuer bzw. Alltagsprobleme, die er lösen muss. Das ausgewählte Bilderbuch, 1979 erschienen und im Frühjahr 2013 neu aufgelegt, behandelt das Thema Freundschaft mit ganz klaren Worten und Bildern.
Willi zieht mit fünf Jahren um und kennt dort noch keine anderen Kinder, aber ihm zur Seite steht sein imaginärer Freund Alfons (Mallgan im Original). Leider ist Alfons immer dann weg, wenn die großen Jungen ihn ärgern: "Das ist nicht schön." Eines Tages lernt Willi Viktor kennen, und sie werden Beste-Freunde. Auch wenn sie sich manchmal streiten, ist der andere immer da, wenn man ihn braucht: "Das ist schön." So verschwindet Alfons, ohne dass es Willi großartig aufgefallen ist.
Wer noch mehr von Willi Wiberg lesen möchte, kann auf zwei Sammelbände zurückgreifen: "Die besten Geschichten von Willi Wiberg", 2012 oder "Die schönsten Geschichten von Willi Wiberg", 2009, beide Oetinger).

Ein Buch für Beste-Freunde.

Wer rettet Willi Wiberg?

von Gunilla Bergström

aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch: Vem räddar Alfons Aberg?

1979/2013, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, www.oetinger.de

ab 4 Jahren

21 Lola rast

Schon beim Struwwelpeter (von Heinrich Hoffmann, 1845) scheiden sich die Geister, ob es empfehlenswert ist, dass Kleinkinder die grausamen Geschichten von Paulinchen oder dem Suppen-Kaspar kennen sollten. Auf jeden Fall scheinen sie eine große Faszination auszuüben, genauso wie die Märchen von den Brüdern Grimm, und daher kann man einfach mal schauen, was das jeweilige Kind findet. Bisher kenne ich jedenfalls keins, das Schaden vom Vorlesen genommen hat.
Genauso gestaltet es sich bei den sieben "schrecklichen Geschichten", die sich Wilfried von Bredow ausgedacht und gereimt hat, und die von Anke Kuhl (ebenfalls aus der Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor, siehe auch http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/05/10-rosi-in-der-geisterbahn.html oder www.laborproben.blogspot.de) mit "drolligen Bildern" versehen wurden. Sie spielen allesamt in der heutigen Zeit und eignen sich daher auch hervorragend als spielerische Unterstützung bei der Einführung von Regeln und Grenzen im Kindergarten oder zu Hause. Auf der passenden Hörbuch-CD (2011, Oetinger) werden die Geschichten von verschiedenen Sprechern gelesen und mit Musik untermalt.
Die sieben Protagonisten dieses Bilderbuchs hecken alle etwas aus oder halten sich nicht an die Vorgaben und Ratschläge der Eltern. Lola rast mit ihrem Laufrad alle Leute um, bis sie schließlich eine rote Ampel übersieht. Lukas schaut so viel Fern, dass er am Ende selber im Fernseher verschwindet. Anna-Lena, die immer schöne Kleider tragen will, bewegt sich zu wenig und wird daher steif wie eine Puppe. Der böse Heinrich ärgert alle Kinder, bis er plötzlich ganz allein auf der Welt ist und niemanden mehr ärgern kann. Malte räumt sein Zimmer nicht auf, so dass die Feuerwehr kommen muss, um sein ganzes Spielzeug zu entsorgen. Lisa-ohne-Zahn putzt nie ihre Zähne, bis ihr alle ausfallen. Zum Abschluss geht Konstantin verloren, weil er bis ans Ende der Welt gelaufen ist, ohne nach seiner Mama zu schauen.

Ein Buch zum Mahnen und Lachen. 

Lola rast

von Wilfried von Bredow (Text) und Anke Kuhl (Bild)

2009, Klett Kinderbuch Verlag, Leipzig, www.klett-kinderbuch.de

ab 4 Jahren

20 Johanna im Zug

Die Schweizer Künstlerin Kathrin Schärer erzählt in diesem Bilderbuch nicht nur die Geschichte von Johanna dem Schwein, das eine ereignisreiche Zugfahrt macht, sondern gibt Einblicke in die Entstehung ihres Buches. So erfährt man auf lebhafte Art und Weise zum Beispiel mehr über die erste Ideenfindung (neben den Zeichenmaterialien finden sich in der Zeichnung von Schärers Schreibtisch auch ein Exemplar von "Der Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier) oder über die Namensfindung für die Protagonistin. Das noch nackte aber schon vorwitzige Schwein wünscht sich im Dialog mit der Illustratorin neben einem schönen Namen auch ein hübsches Kleid mit Streifen.
Johanna erlebt eine abenteuerliche Eisenbahnreise (wie aus der Sicht eines Kindes), bei der sie durch Tunnel fährt, in andere Züge blicken kann oder das Bahnhofstreiben beobachtet. Hin und wieder lässt sie die Autorin die bereits ausgedachten Handlungsstränge wieder verändern, so kann ein Eisbärenjunge gerettet werden. Schließlich wünscht sich Johanna einen Mitreisenden und lernt das Schwein Jonathan kennen, mit dem sie doch bitte allein gelassen werden will.

Ein Buch über das Zugfahren und Geschichtenerfinden. 

Johanna im Zug

von Kathrin Schärer

2009, Atlantis Verlag, Zürich, www.ofv.ch

ab 4 Jahren

19 Gloria nach Adam Riese

Dieses scheinbar handgemachte bunte Bilderbuch (mit Texten von einer alten Schreibmaschine und Collagen aus Stofffetzen, Papierschnipseln und Buntstiftzeichnungen) passt perfekt zu der großartigen Schaumbad-Reise, auf die sich die Geschwister Riese begeben, nachdem ihre Mutter das Bad verlassen hat.
Die große Schwester Gloria zählt alle phantastischen Gestalten auf, die im Schaum erscheinen, und notiert diese für ihren kleinen Bruder Adam. Es beginnt mit "1 goldener Pavian mit Brillianten und Sauerrahm" und endet bei "hunderttausend Blumensträuße samt unzähliger Fledermäuse", als die Mutter ihnen Kakao vorbeibringt. Doch nach der Unterbrechung geht es sofort weiter mit lauter Zungenbrechern (das ist ein Spaß für die vorlesenden Erwachsenen und die zuhörenden Kinder!), zum Beispiel "eine Rotte Otter, Motten, Sprotten, gar Seeräuberflotten". Nach weiteren Notizen über Murmeltiere, Küchenmaschinen oder "Die Emilia (von ebenda) hasst Zahnpasta." beendet die Mutter den Spaß im Wasser, weil das Abendessen fertig ist. Doch Gloria muss schnell noch einen Zauberspruch aufsagen von A, wie "Alte Affen, Andenäste, Aalgewässer sind die besten", bis Z, wie "ein Zackenbarsch, der Zähne zählt, ´ne Zahnbrasse, der Zahnstein fehlt", bevor der letzte Tropfen Wasser abgeflossen ist: "Blubb!".

Ein Buch zum Zählen, Reimen und Alphabetaufsagen für Baderäuber und Badenixen. 

Gloria nach Adam Riese

von Michael Stavaric (Text) und Dorothee Schwab (Bild)

2012, Luftschacht Verlag, Wien, www.luftschacht.com

ab 4 Jahren

Klassiker: Die Geschichte vom kleinen Onkel

Dieser Kinderbuchklassiker von Barbro Lindgren kam bereits 1980 auf Deutsch heraus, jedoch hat er enorm an Qualität gewonnen, seitdem die Grafikerin Eva Eriksson für die Neuauflage als Bilderbuch wunderbar poetische Illustrationen hinzugefügt hat. Die beiden Schwedinnen arbeiten bereits seit den 80er Jahren hin und wieder zusammen und sind bekannt geworden für ihre Bilderbücher über den kleinen Max (ab 2 Jahren, ebenfalls Oetinger).
Der kleine Onkel ist furchtbar einsam, doch niemand möchte sein Freund werden, bis in einer Frühlingsnacht plötzlich der große Hund ankommt. Dieser bleibt schließlich Tag und Nacht bei seinem neuen Freund und verteidigt ihn gegen die bösen Menschen. Im nächsten Frühling erscheint ein Mädchen am Haus der beiden und freundet sich sofort mit dem Hund an. Da wird der kleine Onkel ganz furchtbar eifersüchtig, bis die drei bemerken, dass sie zu dritt befreundet sein können.

Ein Buch zum Alleinsein und Zusammenfinden. 

Die Geschichte vom kleinen Onkel

von Barbro Lindgren (Text)

Neuauflage mit Bildern von Eva Eriksson

aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch: Sagan om den lilla farbrorn

1980 / 2012, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, www.oetinger.de

ab 4 Jahren

Klassiker: Nein! Tomaten ess ich nicht!

"Charlie hat eine kleine Schwester, die heißt Pia."
So beginnen alle Bücher mit den farbenfrohen Collagen und bunt arrangierten Texten von Lauren Child über das ungleiche Geschwisterpaar namens Charlie und Pia (im Original heißen sie übrigens Charlie und Lola). Denn nicht der große und bedachte Bruder sondern die kleine und verrückte Schwester hat hier das Sagen. Dieses erste Buch in einer Reihe von bisher vier Bilderbüchern und weiteren unzähligen Büchern nach einer Zeichentrickserie (die jedoch inhaltlich und in der Qualität der Texte bzw. Übersetzungen mit den anderen nicht mithalten können), ist einfach das beste und trotz des geringen Alters jetzt schon ein Klassiker.
Heute soll Charlie für Pia etwas zu Essen machen, doch sie will keine seiner Vorschläge, denn sie mag keine Möhren, Erbsen und "Nie, nie im Leben werde ich eine Tomate essen!“. Da erfindet er kurzerhand lauter neue Namen und Gerichte und plötzlich schmeckt es dem kleinen Mädchen. Am Ende greift sie sogar zu einer Tomate, denn "Mondflutscher" isst sie jetzt auch!

Ein Buch für kleine Suppenkasper und phantasievolle Chefköche. 

Nein! Tomaten ess ich nicht!

von Lauren Child

aus dem Englischen von Sophie Birkenstädt: I Will Not Ever Eat A Tomato!

2002, Carlsen Verlag, Hamburg, www.carlsen.de

ab 4 Jahren

18 Alle seine Entlein

Christian Duda und Julia Friese haben eine wunderbar anrührende Geschichte von dem Fuchs Konrad geschaffen, der ganz entgegen seinem Naturell eine Entenfamilie aufzieht, anstatt sie zu verspeisen. Ständig schwankt er jedoch zwischen der Liebe zu den Enten und dem Drang, seinen unbändigen Hunger zu stillen.
Zu Beginn des Buchs will Konrad eigentlich die Entenmama am Seeufer fressen, doch sie kann entkommen und hinterlässt nur ein Ei. Das nimmt der Fuchs mit nach Hause, um ein Rührei daraus zu machen, doch da schlüpft das Küken und lenkt ihn zum ersten Mal von seinem Verlangen ab, indem er ihn sofort als Papa "adoptiert". So wird es auf den folgenden Seiten immer wieder hin- und hergehen zwischen Konrads väterlichen Liebe zu Lorenz, so tauft er das Küken, und seinem knurrenden Magen. Als Lorenz sich in Emma verliebt und eine eigene Familie gründet mit vielen eigenen Küken, die alle in Konrads Wald aufwachsen und das Knurren von seinem Magen nachmachen, bemerkt der Fuchs, wie er langsam immer älter wird. Schließlich kann er glücklich und zufrieden im Kreis seiner großen Entenfamilie einschlafen.

Ein Buch über die Liebe und den Hunger. 

Alle seine Entlein

von Christian Duda (Text) und Julia Friese (Bild)

2007, Bajazzo Verlag, Zürich (seit 2013, Beltz & Gelberg), www.beltz.de

ab 4 Jahren

17 999 Froschgeschwister wachen auf

Nachdem die 999 Froschgeschwister im ersten Teil geschlüpft und in einen größeren Teich gezogen sind ("999 Froschgeschwister ziehen um", 2011, NordSüd), geht die Geschichte im zweiten Teil im Frühling weiter. Von den wunderbar witzigen Froschbildern (von Yasunari Murakami) und den lebhaften Texten (von Ken Kimura) können Kinder nicht genug kriegen:
Die Froschkinder werden nach ihrem Winterschlaf von der Mutter aufgeweckt, nur der große Bruder braucht etwas länger zum Wachwerden. Daher begeben sich die Geschwister auf die Suche nach weiteren Schlafmützen, um auch sie aufzuwecken. Sie finden die Schildkröte, die Eidechse, die Marienkäfer und schließlich eine riesige Schlange. Schnell schläfert Mutter Frosch die Schlange wieder ein und die Schildkröte kann sie davontragen. Mal wieder ist es eine Rettung in letzter Minute ... und schon hält der große Bruder wieder seinen Mittagsschlaf "CHRR ZZZ CHRR".

Ein Buch für (Frosch)Geschwister und Schlafmützen. 

999 Froschgeschwister wachen auf

von Ken Kimura (Text) und Yasunari Murakami (Bild)

aus dem Japanischen von Hana Christen: 999-hiki no kyodai no harudesuyo

2013, NordSüd Verlag, Zürich, www.nord-sued.com

ab 3 Jahren

Klassiker: Pizza-Piet

Der legendäre Grafiker William Steig, der unzählige Titelbilder und Cartoons für den New Yorker zeichnete, begann erst im hohen Alter von 61 Jahren mit dem Schreiben von Kinderbüchern. Neben den wunderbaren Geschichten über die Zahnarztmaus Doktor De Soto ("Doktor de Sotos Abenteuer", Neuauflage 2005, Gerstenberg) gibt es leider nur wenige seiner Bücher auf Deutsch. So ist auch das Buch "Pizza-Piet" zur Zeit vergriffen, aber in der Stadtbücherei gibt es bestimmt noch ein Exemplar zum Vorlesen und die englische Version namens "Pete´s A Pizza" ist wirklich leicht zu verstehen bzw. übersetzen!
Piet ist schlecht gelaunt, da es regnet, doch sein Vater lässt sich eine gute Aufheiterung einfallen: Er macht eine Pizza aus ihm. Er wird geknetet und durch die Luft geworfen, dann landen Tomaten (aus Spielsteinen) und Käse (aus Papierschnipseln) als Belag auf ihm, und er kommt in den "Ofen". Als die Pizza geschnitten werden soll, nimmt Piet Reißaus und schon ist wieder gutes Wetter und Piet kann Fußball spielen gehen.

Ein Buch zum Nachspielen für trübe Regentage. 

Pizza-Piet

von William Steig

aus dem Englischen von Edmund Jacoby: Pete´s A Pizza

1999, Gerstenberg Verlag, Hildesheim, www.gerstenberg-verlag.de 
ab 3 Jahren

Pete´s A Pizza

by William Steig

1998, Harper Collins Children´s Books, New York / NY, USA

16 Und außerdem sind Borsten schön!

Zum Thema Toleranz und Selbstbewusstsein (ebenso Irgendwie Anders http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/05/klassiker-irgendwie-anders.html) gibt es nun auch ein aktuelles Buch mit den wunderbar schrägen Bildern und gereimten Texten von Nadia Budde (ebenso Flosse, Fell und Federbett http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/05/03-flosse-fell-und-federbett.html und Eins Zwei Drei Tier http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/05/klassiker-eins-zwei-drei-tier.html).
Alle Tiere in diesem Buch sind unzufrieden über ihr Aussehen. Der Ich-Erzähler, ein Stachelschwein, mag seine Frisur nicht, Opa Archibald, die Schildkröte, wäre gerne jünger, "Omas Pudel Helios wäre gern die Flecken los" usw. Auch ein paar Menschen kommen wieder vor: die Mädchen, die gerne wie Elfen aussehen würden und die Jungs, die lieber Supermann wären. Nur dem Onkel Parzival "ist sein Äußeres egal" und er kann alle zum Schluss überzeugen: "Wie du bist, so bist du richtig!"

Ein Buch zum Starkmachen und Lachen.

Und außerdem sind Borsten schön!

von Nadia Budde

2013, Peter Hammer Verlag, Wuppertal, www.peter-hammer-verlag.de

ab 3 Jahren

Klassiker: Irgendwie Anders

Dieses Bilderbuch erhielt 1997 den UNESCO-Kinderliteratur-Preis für Toleranz. Doch besonders wegen seiner klaren Botschaft, der Akzeptanz von Fremden, die von einem seltsamen aber liebenswerten Wesen vermittelt wird, ist es ein sehr lesenswertes Buch für jüngere und ältere Kindere als Diskussionsgrundlage zu Hause oder im Kindergarten bzw. der Schule zum Thema "Außenseiter / Fremdenhass".
Irgendwie Anders lebt alleine auf einem hohen Berg und hat keine Freunde, da ihn alle ausgrenzen:
"Tut uns Leid, du bist nicht wie wir.
Du bist irgendwie anders.
Du gehörst nicht dazu."
Daher versucht es, sich so zu verhalten, wie die anderen: Es zieht eine Krawatte an, es malt Bilder, es spielt Federball und bringt sein Mittagessen in einer Papiertüte mit (was typisch für das Schulessen im englischsprachigen Raum ist). Doch auch da zeigt sich schnell, dass er anders ist. Genau da bekommt er Besuch von Etwas, der sein Freund werden möchte. Nach einer anfänglichen Ablehnung versteht Irgendwie Anders, dass Etwas auch ein Außenseiter ist, und lädt ihn ein, bei ihm zu bleiben. Von nun an machen die beiden alles gemeinsam und akzeptieren auch andere - wie den kleinen Jungen, der plötzlich an ihre Tür klopft.

Ein Buch über das Irgendwie-Anders-Sein.

Irgendwie Anders
von Kathryn Cave (Text) und Chris Riddell (Bild)

aus dem Englischen von Salah Naoura: Something Else

1994, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, www.oetinger.de

ab 3 Jahren

15 Die Kuh, die mal niesen musste

Dieser amerikanische Klassiker wurde bereits 1957 publiziert, aber auf Deutsch ist er erst im Frühjahr 2013 erschienen. James Flora war ein sehr erfolgreicher Grafiker in den 50er Jahren, der für seine Cartoons und Plattencover berühmt wurde, jedoch schrieb und illustrierte er auch einige Bilderbücher, und zwar alle für seine eigenen Kinder. Dieses ist das erste auf dem deutschen Buchmarkt und ein absoluter Knaller - im wahrsten Sinne des Wortes - mit wunderbarem Retro-Charme.
Eines Morgens lässt der Junge Fletcher die Kuh Flora zu lange im Fluss trinken, so dass sie sich erkältet und niesen muss. Dieser "Riesennieser" löst eine unglaubliche Kettenreaktion aus, durch die zuerst der Hof und dann die ganze Stadt durcheinandergewirbelt werden. Mit einem "Kräsch!" wird dabei beispielsweise die Schulmauer zerstört und mit einem "Ka-Bumm" folgt der Zaun des Zoos. Auf dem Höhepunkt des Wahnsinns löst sich ein Riesenrad mit Fletcher und den Bauernhof- und Zootieren aus der Verankerung und entzündet ein buntes Feuerwerk. Am Ende landen sie im Ozean und werden alle von der Feuerwehr gerettet. 

Ein Buch zum rasanten Lesen. 

Die Kuh, die mal niesen musste

von James Flora

aus dem Englischen von Saskia Heintz: The Day the Cow Sneezed

2013, Carl Hanser Verlag, München, www.hanser-literaturverlage.de

ab 3 Jahren

Klassiker: Freunde

Wer kennt sie nicht: die drei Freunde aus Mullewapp: Franz von Hahn, Johnny Mauser und den dicken Waldemar. In diesem wunderbar bunten Bilderbuch, das nie veraltet, geht es einzig und allein um das große Glück in einer Freundschaft und das passt perfekt zu dem Sommertag, an dem diese Geschichte spielt. Den vorlesenden Erwachsenen tut es da ganz gut, dass die Idylle am Ende einen kleinen Kratzer abbekommt.

Hahn, Maus und Schwein machen einen Ausflug mit ihrem viel zu großen Fahrrad, das sie zu dritt in Bewegung setzen. Als Seeräuber auf dem Dorfteich sind sie nicht erfolgreich, so dass sie sich mit Kirschen zufrieden geben. Am Abend kehren sie zurück auf den Bauernhof, wo sie auch gemeinsam schlafen wollen, jedoch finden sie keinen passenden Schlafplatz.
Helme Heine hat noch viele andere Geschichten geschrieben und bebildert, für die er weltweit mit Preisen bedacht wurde. Besonders empfehlenswert ist meiner Meinung nach "Das schönste Ei der Welt" (1983, jetzt bei Beltz & Gelberg).

Ein Buch für Freunde und alle, die es werden wollen. 

Freunde

von Helme Heine

1982, Middelhauve Verlag, Köln (jetzt bei Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, www.beltz.de)

ab 3 Jahren

Klassiker: Juli!

In diesem Vorlesebuch mit vielen bunten Bildern von Jutta Bauer werden lauter lustige aber auch abenteuerliche Geschichten aus dem Alltag des Kindergartenkindes Juli erzählt. Die Texte von Kirsten Boie haben einen besonderen Sprachwitz, den besonders die vorlesenden Erwachsenen und Vorschulkinder verstehen werden. Trotzdem ist das Buch auch schon für junge Kindergartenkinder geeignet, um ihnen verschiedene Situationen in der neuen und noch fremden Entwicklungsphase aufzuzeigen. Alle Erzählungen entstanden als Zeichentrickfilme fürs Fernsehen und sind in den vergangenen Jahren als Bilderbücher mit zugehöriger DVD erschienen (als aktuellstes Beispiel "Juli tut Gutes", 2012, Beltz & Gelberg).
Es gibt insgesamt sieben Geschichten über Juli, die von 1991 bis 2005 geschrieben wurden. In "Kein Tag für Juli" (1991) verbringt Juli einen pechschwarzen Tag. Als Finder eines herrenlosen Schuhs kommt er groß raus in "Juli, der Finder" (1993). "Juli und das Gokart" (2005) - die einzige, die vorab nicht als Bilderbuch herauskam - ist die dritte im Sammelband, und handelt von Julis Freundschaft mit einem behinderten Jungen. In "Juli tut Gutes" (1994) wird St. Martin gefeiert im Kindergarten und in "Juli wird Erster" (1996) lernt Juli Radfahren. Das Thema der Reinlichkeit wird in "Juli und das Monster" (1995) auf sehr charmante Art und Weise behandelt und in der letzten Erzählung "Juli und die Liebe" (1999) verliebt er sich zum ersten Mal.

Ein Buch für schlaue Jungs und Mädchen.

Juli!

von Kirsten Boie und Jutta Bauer

2005, Beltz & Gelberg, Weinheim, www.beltz.de

ab 3 Jahren

14 Kamfu mir helfen?

Was ein erfolgreiches Mutter-Kind-Duo so alles schaffen kann, zeigt dieses überaus spaßige Bilderbuch. Die Pädagogin Barbara Schmidt hat die gereimten Texte geschrieben zu den abstrakten und teils collagierten Bildern  ihres Sohnes, der sich bereits in jungen Jahren als Grafiker für das SZ-Magazin einen Namen gemacht hat. Ob es wirklich bei der Therapie von Sprachfehlern hilft, sei dahin gestellt.
Der tollpatschige Elefant hat sich seine Nase verknickt, so dass er einen leichten Sprachfehler abbekommen hat (der auch den Titel des Buches erklärt). Nun sucht er Hilfe bei den anderen Rüsseltieren. Als erstes trifft er auf den Ameisenbären:
"Ich bin gefpolpert, hingeflogen
und hab den Rüffel mir verbogen.
Deffegen komme ich fu dir.
Kamfu vielleicht helfen mir?"
Sein Tipp, den Rüssel im Wasser zu kühlen, bringt keine Heilung, daher wird das Schwein als nächstes gefragt. Der vorgeschlagene Rülpser hilft leider auch nicht weiter:
"Fnief, mein Rüffel if noch immer fief."
Erst die Erkundung des Rüsselinnenraums durch die Fliege, die zu einem lauten Nieser führt, begradigt den Rüssel des Elefanten. Jedoch hat die Fliege es nun abgekriegt:
"Mein Rüffel if ja gamferknickt!"
Das passende Hörbuch, auf dem auch noch andere Geschichten zu finden sind, sei hier wärmstens empfohlen, wenn man nach dem x-ten Vorlesen eine heisere Stimme bekommt (2013, Oetinger Audio).

Ein Buch zum Lautvorlesen und Lautlachen. 

Kamfu mir helfen?

von Barbara Schmidt (Text) und Dirk Schmidt (Bild)

2009, Verlag Antje Kunstmann, München, www.kunstmann.de

ab 3 Jahren

Klassiker: Die Königin der Farben

Jutta Bauer beschreibt in diesem poetischen Bilderbuch, welches nach einem Fernseh-Zeichentrickfilm entstanden ist, die Wirkung von diversen Farben. Nur mit Buntstift und Tusche hat sie die bunten Kunstwerke für dieses Buch geschaffen, neben denen die eigentliche Geschichte fast nebensächlich wirkt.
Die schwarz-weiße Königin Malwida regiert über ein schwarz-weißes Reich, in das sie ihre farbigen Untertanen ruft: das sanfte Blau, das wilde Rot und das warme Gelb. Als Malwida sich mit dem manchmal auch zickigen Gelb streitet, vermischen sich alle Farben und färben die Landschaft in ein trauriges Grau. Da muss die Königin weinen und ihre bunten Tränen bringen die Farben zurück in ihr Reich.
Von diesem Bilderbuch gibt es seit ein paar Jahren auch eine zweisprachige Ausgabe (Deutsch / Englisch) mit dem Titel "Die Königin der Farben - The Queen of Colours" (2011, Schauhoer Verlag, Pulheim), die auch schon für Vorschulkinder geeignet ist, die an die englische Sprache herangeführt werden sollen. Zu dem Thema Farbenlehre gibt es außerdem noch ein wunderschönes Buch von Leo Lionni, dem Erfinder der Maus Frederick, das schon 2-Jährige verstehen können: "Das kleine Blau und das kleine Gelb" (1962, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg).

Ein Buch für wilde Königinnen, die gerne malen. 

Die Königin der Farben

von Jutta Bauer

1997, Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, www.beltz.de

ab 3 Jahren

13 Wo ist Mami?

Zu dem Thema Trennung von der Mutter (ebenso "Ich will meine Mami!"  http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/05/klassiker-ich-will-meine-mami.html) gibt es auch in bewährter Julia Donaldson / Axel Scheffler Manier ein tolles Bilderbuch mit wunderbar lebhaften Tierbildern und gereimten Texten. Es beginnt ganz herzzerreißend und wird dann immer lustiger:
Der kleine Affe sitzt alleine im Urwald und fragt sich "Wo ist meine Mami?" Da kommt ihm der Schmetterling zu Hilfe, der jedoch keine Ahnung hat, wie Affenmamas eigentlich aussehen. So zeigt er ihm Elefant, Schlange, Spinne, Papagei, Frosch und Fledermaus, an denen der kleine Affe natürlich immer etwas auszusetzen hat. Erst nachdem er dem Schmetterling sagt, dass seine Mutter so aussieht wie er selbst - was der Schmetterling nicht wissen konnte, da seine Raupenkinder natürlich anders aussehen als er selbst - finden sie schließlich die Affeneltern.

Ein Buch für alle, die gerne alleine die Welt erkunden und dann wieder heimkehren. 

Wo ist Mami?
von Julia Donaldson (Text) und Axel Scheffler (Bild)

aus dem Englischen von Bernhard Lassahn: Monkey Puzzle

2006,Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, www.beltz.de

ab 3 Jahren

Klassiker: Ich will meine Mami!

Ohne pädagogischen Zeigefinger, dafür aber mit bedachten Worten und starken Bildern, hilft dieses Buch bei Verlust- oder Trennungsängsten. Daher kann es im Kindergarten oder zu Hause gut während der Eingewöhnungszeit gelesen werden.
Die drei Eulenkinder Sebu, Leah und Flo sind in der Nacht aufgewacht und sitzen nun auf einem Baum in einem dunklen Wald und warten darauf, dass ihre Mutter zurückkommt. Dabei fragen sie sich, was sie wohl gerade macht, beruhigen sich immer wieder und hoffen, dass ihr nichts passiert ist. Die kleinste Eule beendet jede kurze Gesprächsrunde mit dem klagenden Spruch "Ich will meine Mami!", den man für Kinder sehr eindrucksvoll vorlesen kann. Schließlich kehrt die Eulen-Mama heim, wundert sich über die Aufregung ihrer Kinder und erklärt ihnen, dass sie selbstverständlich immer zurückkommen wird.
Von dem irischen Autor Martin Waddell stammen auch die hinreißenden Geschichten vom kleinen Bären, z.B. Kannst du nicht schlafen kleiner Bär?, die bereits in einer Gesamtausgabe erschienen sind (Bilder von Barbara Firth, 2010, Annette Betz Verlag, Wien).

Ein Buch für alle, die gerade selbständig werden.

Ich will meine Mami!

von Martin Waddell (Text) und Patrick Benson (Bild)

aus dem Englischen von Rolf Inhauser: Owl Babies

1997, Fischer Sauerländer Verlag, Frankfurt, www.fischerverlage.de

ab 3 Jahren

12 Winter-Wimmelbuch

In den 1970er und 80er Jahren fand sich in jedem Kinderbücherregal mindestens ein Exemplar von Ali Mitgutschs Wimmelbüchern, dem Erfinder dieser Art von Büchern voll wuseliger Bilder aber ohne Text. Rotraut Susanne Berner hat diese Idee weiter getrieben, in die jetzige Zeit versetzt und meiner Meinung nach mit einigen Änderungen einfach noch interessanter für Erwachsene und Kinder gemacht.
Ihre Wimmelbücher spielen immer in den gleichen Szenarien (Wohnhaus, Stadtrand, Bahnhof, Kindergarten-Baustelle und Kulturzentrum, Stadtplatz, Einkaufszentrum, Park-Café am Weiher) mit den gleichen Hauptpersonen (denen sie auf der Buchrückseite Namen und Beziehungen zueinander gibt); sie spielen nur jeweils zu einer anderen Jahreszeit (zusätzlich gibt es die Sommernacht als besonderes Erlebnis in dem Nacht-Wimmelbuch, 2008, Gerstenberg). Von einer Doppelseite zur nächsten bewegen sich die Protagonisten und erleben dabei allerlei schöne oder aufregende Dinge. Die große Fortsetzungsgeschichte beginnt im Winter, in dem die Baustelle für den neuen Kindergarten vorbereitet wird, und endet im Herbst, in dem der Laternenumzug im fertigen Kindergarten stattfindet.
Jedes Buch kann für sich alleine (vor)gelesen werden, ohne die anderen Bände zu kennen. Seit kurzem gibt es auch das Winter- und Frühlings-Wimmel-Hinhörbuch auf CD (mit einer Midi-Ausgabe des passenden Buches, 2012, Gerstenberg), mit denen die Kinder alleine die Bücher (neu)entdecken können. Im Herbst 2013 erscheinen die Sommer- und Herbstausgaben. Eine tolle Idee und wirklich kreative Weiterentwicklung des Hörbuches für Kinder!

Ein Buch zum Entdecken mit viel Potential zum Bilderbuch-Klassiker. 

Winter-Wimmelbuch / Winter-Wimmel-Hinhörbuch
von Rotraut Susanne Berner

2003 / 2012, Gerstenberg Verlag, Hildesheim, www.gerstenberg-verlag.de

ab 3 Jahren

11 Der Tag, an dem Louis gefressen wurde

Eins der besten Bilderbücher aus dem Jahr 2012 hat fantastische comicähnliche Zeichnungen und dreht sich mit viel Ideenreichtum und Witz um das Thema Fressen und Gefressen werden:
Als Louis von einem "Schluckster" gefressen wird, begibt sich seine große Schwester Sarah auf die Verfolgung. Doch das große Fressen geht noch weiter, denn das erste Monster landet im Grabscherix, dieser im Wasserschnapper ... Schließlich hat Sarah die zündende Idee: Sie klettert bis in den Magen des Schluckster und bringt mit Hilfe eines Schluckauf-Frosches alle Monster zum Ausspucken ihres Bruders. Bevor die Monster danach Sarah verspeisen, werden sie vom kleinen Louis vertrieben: "Finger weg von meiner Schwester! Oder ich fress euch alle auf!"

Ein Buch zum Lautlachen für Geschwisterkinder. 

Der Tag, an dem Louis gefressen wurde

von John Fardell

aus dem Englischen von Bettina Münch: The Day Louis Got Eaten

2012, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de

ab 3 Jahren

Klassiker: fünfter sein

Das an sich einfach gestrickte aber spannungsreiche Gedicht von Ernst Jandl aus dem Jahr 1968 "fünfter sein", in dem es um das Warten und Herunterzählen geht, ist für Kinder einfach zu verstehen. Es wurde bereits mehrfach in Gedichtbänden veröffentlicht, bevor es von dem Illustrator Norman Junge für dieses geniale Bilderbuch interpretiert wurde:

"tür auf
einer raus
einer rein
vierter sein

tür auf
einer raus
einer rein
dritter sein

tür auf
einer raus
einer rein
zweiter sein

tür auf
einer raus
einer rein
nächster sein

tür auf
einer raus
selber rein
tagherrdoktor"

Nach und nach gehen vier gebrechliche und verletzte Spielzeugtiere (Pinguin, Ente, Bär und Frosch) durch eine geheimnisvolle Tür und kommen wie von Zauberhand geheilt und voller Energie wieder raus. Die Spannung steigt kontinuierlich bis Pinocchio mit der abgebrochenen Nasenspitze als fünfter eintreten darf, und das Geheimnis endlich gelüftet wird: Hinter der Tür steht der Spielzeugarzt.

Ein Buch für alle, die es gerne spannend mögen und die gerne reparieren. 

fünfter sein

von Ernst Jandl (Text) und Norman Junge (Bild)

1999, Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, www.beltz.de

ab 3 Jahren

Klassiker: Eins Zwei Drei Tier

Das einfach unschlagbar beste Buch von Nadia Budde begeistert erst auf den zweiten Blick und beim lauten Vorlesen. Das Cover zeigt nur ein paar verschrobene Gestalten und ein Tier (einen Schakal, wie man später im Inneren erfahren wird), und den einfachen aber prägnanten Titel "Eins Zwei Drei Tier". Im Endeffekt macht das Buch einfach nur viel Spaß beim Vorlesen und Zuhören!
Im gesamten Buch gibt es eine klare, klug ausgedachte Struktur: Es geht um die Reihung oder Aufzählung von Tieren bzw. Menschen mit einem abschließenden Reim, der das nächste Tier einführt. Beispielsweise lautet der Beginn des Buchs "Benno, Eddi, Rolf, Wolf" und auf der nächsten Seite geht es mit dem Wolf weiter: "Groß, Mitte, Klein, Schwein". Von Seite zu Seite bemerkt man dann, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. So bekommt das Schwein plötzlich Locken oder die Biene einen kahlen Kopf. Zum krönenden Abschluss wird das zuhörenden Kind miteinbezogen: "Beim Maulwurf, Auf der Echse, Im Känguruh, Du".
Wegen des großen Erfolgs in Deutschland gibt es das Buch mittlerweile auch auf Englisch: One Two Three Me (mit Jeremy Fitzkee, 2003, Peter Hammer Verlag). Bereits Dreijährige können auf Grund der starken Bilder den Witz verstehen und manchen einfachen Reim schon mitsprechen. Es lohnt sich, denn hier kommen neue phantastische Tierkreationen vor.

Ein Buch zum Lachen und Weiterreimen. 

Eins Zwei Drei Tier
von Nadia Budde

1999, Peter Hammer Verlag, Wuppertal, www.peter-hammer-verlag.de

ab 3 Jahren

10 Rosi in der Geisterbahn

Viele ausgezeichnete Bilderbuch-Illustrationen stammen aus den Federn der Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor. Philip Waechter, Sohn des bekannten Zeichners F. K. Waechter, ist einer von zehn Grafikdesignern, die sich zusammen getan haben, um sich kontinuierlich auszutauschen und immer wieder gemeinsame Projekte zu machen. Einmal im Jahr zur Buchmesse zeigen sie all ihre Arbeiten in einer Ausstellung, den Laborproben www.laborproben.de. Das Buch über die Angsthäsin Rosi macht meinen Labor-Auftakt:
Rosi hat "Monsterangst" und wird von Albträumen geplagt, so dass sie sich von einem "Traumspezialisten" helfen lässt. Schließlich traut sie sich in eine Geisterbahn, wo sie einige Monster mit ausgefallenen Tricks außer Gefecht setzt, bis die restlichen Gestalten Reißaus nehmen wollen. Nur der Geisterbahnbesitzer stoppt die Flucht und setzt Rosi vor die Tür, die stolz auf sich ist und endlich wieder gut schlafen und träumen kann.

Ein Buch zum Schmunzeln und Mutmachen.

Rosi in der Geisterbahn

von Philip Waechter

2005, Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, www.beltz.de

ab 3 Jahren

Klassiker: Wo die wilden Kerle wohnen

Wer dieses Buch nicht kennt, sollte es schleunigst lesen und am besten gleich vorlesen anstatt lange zu überlegen, ob es angemessen für ängstliche oder trotzige Kleinkinder ist. Sie werden es lieben, besonders die eindrucksvollen Bilder, und es wird sie nur noch stärker machen!

Der kleine Max zieht sich eines Abends sein weißes Wolfskostüm an und macht nur Unfug bis ihn seine Mutter ohne Essen ins Bett schickt. In seinem Zimmer wächst plötzlich ein Urwald und er entdeckt ein Segelboot mit seinem Namen, mit dem er zu einer einsamen Insel fährt, wo er auf die furchterregenden wilden Kerle trifft und sehr trickreich deren König wird. Doch nachdem er mit ihnen viel Krach gemacht hat, schickt er sie ohne Essen zum Schlafen, und merkt, dass er Heimweh hat. So kehrt er zurück nach Hause bis in sein Zimmer, wo das noch warme Abendessen auf ihn wartet.

In Gedenken an einen der eindrucksvollsten Bilderbuchautoren/-illustratoren: Maurice Sendak, der vor einem Jahr, im Mai 2013 starb. Neben den "wilden Kerlen" hat er noch viele Bilderbücher geschrieben oder illustriert. Besonders herausragend sind noch "In der Nachtküche" (1971, Diogenes) und die Vorlesegeschichten vom kleinen Bären (Texte von Else Holmelund Minarik, 1990, Sauerländer).
Für alle an Englisch interessierten Familien eignet sich das Buch im Original und der dazugehörige kurze Zeichentrickfilm (auf der DVD "Where the Wild Things Are...and 5 More Stories by Maurice Sendak", 2008, Scholastic) auf Grund der einfachen Texte und klaren Message hervorragend als erste Begegnung mit der fremden Sprache.

Ein Buch zum Starkwerden für Angsthasen und wilde Kerle.

 

Wo die wilden Kerle wohnen

von Maurice Sendak (Mai 2012 gestorben)

aus dem Englischen von Claudia Schmölders: Where the Wild Things Are

1967, Diogenes Verlag, Zürich

ab 3 Jahren