28. Oktober 2014

Herbst 2014: Barbapapa. Das Orchester


Auf die finnischen Mumins folgen die französischen Barbapapas: 1970 veröffentlichten Annette Tison (eine französische Architekturstudentin) und Talus Taylor (ein amerikanischer Biologielehrer) den ersten von zehn Bänden, in dem Barbapapa (abgeleitet von dem französischen Wort für Zuckerwatte "barbe à papa") zur Welt kommt. Charakteristisch für die birnenförmigen, farbenfrohen Fantasiewesen ist, dass sie ihre Form verändern können, um jederzeit Hilfe zu leisten. Stets wurden gesellschaftskritische Themen, wie Umweltverschmutzung oder Walfang, kindgerecht aufgearbeitet. 1974 wurde eine erste Zeichentrick-Serie (45 Folgen à 5 Minuten) produziert, weitere Folgen folgten.
25 Jahre lang waren die deutschen Bilderbücher nicht mehr erhältlich, bis 2007 der Atlantis-Verlag die Klassiker wieder auflegte. Seitdem sind in der "kleinen Barbapapa-Bibliothek" einige neue kurzweilige Alltags-Geschichten erschienen, besonders für jüngere Leser geeignet, die bisher noch nicht auf Deutsch übersetzt waren. Aus dieser Reihe liegt nun das Buch "Das Orchester" vor, welches aufzeigt, was für eine positive Ausstrahlung das Musizieren haben kann.
Das Mädchen Claudine hat sich das Bein gebrochen und die Familie Barbapapa möchte sie gerne mit Musik aufheitern, doch das alte Grammophon und die Drehorgel funktionieren nicht mehr. Barbarix, der Erfindergeist, will etwas Neues bauen, doch seine Geschwister haben eine bessere Idee: Dank ihrer Verwandlungskünste brauchen sie keine Maschinen oder Instrumente. Barbaletta wird kurzerhand zum Kontrabass und Barbalala spielt auf ihr. Barbawum wird ein Saxophon und Barbakus ein Jagdhorn, das von Barbabella geblasen wird. Schließlich beteiligen sich auch die anderen Familienmitglieder: Barbamama spielt auf dem Barbapapa-Klavier, und Barbabo schlägt auf die Barbarix-Pauke. Applaus, Applaus!

Ein Buch zum Musizieren.

Barbapapa. Das Orchester
von Annette Tison und Talus Taylor
aus dem Französischen von Andrea Lüthi: Barbapapa. L´Orchestre
2014, atlantis, Zürich, www.atlantis-verlag.ch
ab 2 Jahren

14. Oktober 2014

Herbst 2014: Mumin an der Riviera + Mumins Winterfreuden


Die Frankfurter Buchmesse und der finnische Ehrengastland-Auftritt sind vorbei, doch einige finnische Bücher bleiben uns erhalten, so auch die beiden neuesten Bände der Mumin-Comic-Strips von Tove Jansson (siehe auch die ersten zwei Bände: Mumin und der Komet + Ein Urwald im Mumintal). Parallel zu ihren bekannten Kinderbüchern und den wenigen Bilderbüchern (siehe auch Mumin, wie wird´s weiter gehen?) über die trollartigen Wesen zeichnete die finnlandschwedische Schriftstellerin (und Künstlerin) in den 50er Jahren Comics für die englische Zeitung Evening News, später übernahm ihr Bruder Lars den Auftrag (bis 1975).
Die Mumins reisen an die Riviera, in der zwar Phantasiewesen auftreten, aber in der es um ganz handfeste Themen geht. Snorkfräulein, Mumins Freundin, und Muminpapa sind begeistert von der Welt der Reichen und Schönen und lassen sich blenden, während Mumin und Muminmama skeptisch bleiben. In einem Luxushotel finden sie als exzentrische Gäste eine Bleibe und Snorkfräulein gelingt es sogar im Casino so viel Geld zu gewinnen, dass sie einerseits Clark, ihren Angebetenen, beeindrucken und andererseits die unerwartet hohe Hotelrechnung begleichen kann. Doch ohne Geld hat das schöne Leben ein Ende und die Familie muss unter ihrem Boot leben. Muminpapas neuer Freund, der Millionär und Künstler Marquis Mongaga, ist selbst von diesem "romantischen" Überleben zuerst beeindruckt, bevor er zurück in seine mondäne Villa zieht. Schlussendlich segeln die Mumins bei Sonnenuntergang reich beschenkt und mit einem weinenden und einem lachenden Auge in ihre alte Heimat. Muminmama: "Endlich nach Hause! Auf Dauer ist das süße Leben ganz schön anstrengend, oder?" - Muminpapa: "Aber den Champagner mit den Rosenblättern werd ich bestimmt vermissen..." - Snorkfräulein: "Und der Swimmingpool war so grün..."
Auch in dem "Winterfreuden"-Band treffen sie auf eine Welt, die ihnen bisher unbekannt war, da sie normalerweise Winterschlaf halten: Die Welt der Winterspiele. Dank des sportbegeisterten Herrn Frisch versuchen die Trolle, Skifahren und Schlittschuhlaufen zu lernen. Dabei vergucken sich Snorkfräulein und Mümla in den Sportshelden und erkennen erst spät dessen Egoismus. Als er gegen Mümla in der Ski-Abfahrt verliert und der Sieg in der Schneeballschlacht gegen das Walross Edward nur vorgetäuscht ist, wird sein Ehrgeiz nur weiter geschürt. Er fordert Edward zum nächsten Wettkampf auf, der in einer Katastrophe endet: Das Eis bricht, Edward schwimmt davon, Herr Frisch ist beleidigt, dass seine Revanche nicht mehr stattfinden kann und Snorkfräulein und Mümla treiben auf einer einsamen Eisscholle davon. Mumin kann die Damen gerade noch retten, doch erkältet er sich nach dem Sturz in das Eiswasser. Kurzentschlossen schmeißt sich Herr Frisch einen Abhang hinab und löst eine Lawine aus, die über das Mumintal rollt. Alle werden von der Sportskanone schließlich gerettet, bis auf Stinky, und Dank Mümlas Tränen sprießen sogar die ersten Frühlingsblumen.

Zwei Bücher zum Sonnen und Skifahren.

Mumin an der Riviera
von Tove Jansson
aus dem Englischen von Annette von der Weppen, Michael Groenewald und Matthias Wieland: Moomin on the Riviera
2014, Reprodukt, Berlin, www.reprodukt.com
ab 5 Jahren

Mumins Winterfreuden
von Tove Jansson
aus dem Englischen von Annette von der Weppen, Michael Groenewald und Matthias Wieland: Moomin´s Winter Follies
2014, Reprodukt, Berlin, www.reprodukt.com
ab 5 Jahren

4. Oktober 2014

Extra: Das Mexiko Kochbuch


Neben der portugiesischen Küche gibt es natürlich noch weitere Kochtraditionen, die unglaublich faszinierend und schmackhaft sind, zum Beispiel die mexikanische. Die mexikanisch stämmige Köchin Rosita Garcia hat eine unglaubliche Fülle an traditionellen Gerichten mit diversen kleinen Exkursen in spezielle Zutaten, die Küche Frida Kahlos und die mexikanischen Festtage zusammengestellt. Die von der Kunst Frida Kahlos inspirierten Illustrationen von Tina Kraus machen aus dieser riesigen Rezeptsammlung ein wunderbares Bilderbuch für alle Liebhaber exotischer Esskulturen. "Die mexikanische Küche wird einerseits bestimmt von der Mischung aus aztekischer Tradition und spanisch-kolonialem Einfluss. Eine andere Tradition ist die der Maya, die sich selbst Menschen aus Mais nannten." In diesem Sinne spiegeln die Rezepte dieses Kochbuchs die mexikanische Kulturgeschichte wieder. Nur die weltweit bekannte TexMex-Küche (z.B. Chili con carne) findet hier keinen Platz.
Nach einer Einführung in die "Fiestas mexicanas" beginnt das Kochbuch mit den Rezepten für "Tortillas und Salsas", die beide zu jedem Gericht zu jeder Tageszeit gehören. Hier findet auch eine Beschreibung der unterschiedlichen Chilisorten ihren Platz. Als nächstes folgen die mannigfaltigen "Hauptspeisen" (und Beilagen), die aus diversen Regionen in Mexiko stammen und meist zur Nachmittagszeit (gegen 15 Uhr) eingenommen werden - zwischendurch und abends gibt es sogenannte "Antojitos" (kleines Verlangen), die unterwegs und auf der Hand genossen werden. Zum Abschluss der Speisen gibt es "Süßes" - der Exkurs führt zu den Anfängen des Kakaoanbaus bei den Mayas und der "Xocolatl" (Trinkschokolade) bei den Azteken, die noch heute auf Märkten und in mexikanischen Familien mit einem traditionellen Holzquirl aufgeschäumt wird. Nach den Getränken folgen noch die beiden größten Festtessen zu Weihnachten (Noche Buena) und Allerheiligen/Allerseelen (Dia de los Muertos). Da die typischen Zutaten nicht überall im deutschsprachigen Raum gut zu finden sind, gibt es im Anhang des Buchs noch eine Liste diverser Bezugsquellen im Internet und eine "kleine Aussprachhilfe" für alle, die Spaß an dem lateinamerikanischen Spanisch gefunden haben.

Ein Buch zum Ausprobieren und Genießen.

Das Mexiko-Kochbuch
von Rosita Garcia (Text) und Tina Kraus (Bild)
2014, Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin, www.jacobystuart.de