24. Juni 2013

Bilderbücherwurm geht in die Sommerpause

Liebe Bilderbuchfans, liebe Eltern, liebe Erzieher,

ich danke euch für die vielen Rückmeldungen in den vergangenen 50 Tagen. Mein Ziel, die besten 50 Bilderbücher für Kindergarten- und Vorschulkinder aus den vergangenen 10 Jahren auszusuchen und zu besprechen, ist erreicht. "Was nun?" haben mich schon die ersten Leser gefragt ... das ist eine gute Frage! Erst einmal werde ich mich in eine kleine "Sommerpause" begeben und die gewonnene Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen, die mich in den vergangenen Woche häufiger als sonst an meinem Computer erlebt haben. Ich hoffe, ihr habt erst einmal genug Lesestoff für die Sommerferien und danach bin ich wieder für euch da, allerdings nicht mehr täglich, mit einigen Sachbüchern und herausragenden Neuerscheinungen.

Bis dahin wünsche ich euch fröhliche Vorlesetage und guten Appetit!

Euer Bilderbücherwurm

50 Ich wünschte


Dieses Bilderbuch erzählt nicht nur eine Geschichte sondern gleich 33! Die niederländische Künstlerin Ingrid Godon hat 33 Menschen porträtiert, die mit ihren weit auseinander stehenden Augen allesamt direkt in die imaginäre Kamera schauen, aber keiner lächelt den Betrachter an. Sie scheinen aus einer anderen Zeit zu kommen und doch haben sie Wünsche, Nöte und Träume wie wir auch. Die kurzen Texte zu den Bildern stammen von dem Holländer Toon Tellegen, der sich in jede Person behutsam eingefühlt hat, ganz egal ob jung oder alt. So wird das Anschauen und Lesen dieses prächtigen und mächtigen Buches zu einem gemeinsamen Erlebnis für Kinder und Erwachsene, wie das Blättern in einem alten Familienalbum.
Alice, mit den roten Haaren macht den Auftakt: "Dies ist mein letzter Wunsch. Wenn ich sterbe, will ich, dass untersucht wird, wie lange noch jemand an mich denkt." Der hellblonde Marcel schaut ganz unschuldig und doch spricht er: "Ich wünschte, ich hätte immer ein Alibi. Wenn sie mich dann festnähmen, würde ich mit einem Lächeln auf den Lippen sagen: „Es tut mir leid für Sie, aber ich kann das unmöglich getan haben. Hier ist mein Alibi.“" Dafür wünscht sich anschließend die schüchterne Nora ganz einfach nur nicht mehr rot zu werden, denn: "Erröten ist Krieg in meinem Gesicht." Franz vollendet, passenderweise zu seinem Wunsch, die Sammlung der 33 Erzählungen: "Ich wünschte, dass ich etwas beenden und so einen Schlussstrich darunter ziehen könnte. Ich weiß noch nicht, worunter, aber es muss etwas geben."

Ein Buch zum Wünschen und Träumen. 

Ich wünschte
von Toon Tellegen (Text) und Ingrid Godon (Bild)
aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann: Ik wou
2012, mixtvision Verlag, München, www.mixtvision-verlag.de
ab 5 Jahren

23. Juni 2013

49 Das Kind im Mond


Der renommierte Autor Jürg Schubiger und der preisgekrönte Künstler Aljoscha Blau haben sich für dieses wunderbare Bilderbuch über das Thema Sehnsucht zusammengetan. In phantasievollen Texten und traumhaften Bildern erzählt es die Geschichte, wie es dazu kam, dass das Kind vom Mond zur Erde gereist ist.
"Der Mann, die Frau und das Kind im Mond leben so vor sich hin." Die Familie und ihre Haustiere, ein Hund und eine Katze, essen und trinken immer dasselbe und die Erwachsenen müssen dort nicht arbeiten, denn es gibt einfach nichts zu tun. Hin und wieder wird ihr geruhsamer Alltag jedoch kurzzeitig durcheinander gebracht, durch einen Raben, der an ihnen vorbeifliegt oder eine Raketenlandung, deren Besatzung Spuren im Sand und einen merkwürdigen Geruch hinterlässt. Die Frau im Mond erzählt beim allabendlichen Fernsehen auf die Erde allerlei schöne Dinge über den blauen Planeten, so dass beim Kind eine solche Sehnsucht geweckt wird, dass es eines Tages einfach losfliegt. Trotz aller Traurigkeit kann die Mutter nun beim täglichen Fernschauen allerlei Neues von der Erde berichten, wie das Kind zur Schule geht, neue Zähne bekommt und Schwarzwäldertorte isst.

Ein Buch zum Einschlafen und Weiterträumen. 

Das Kind im Mond
von Jürg Schubiger ( Text) und Aljoscha Blau (Bild)
2013, Peter Hammer Verlag, Wuppertal, www.peter-hammer-verlag.de
ab 5 Jahren

22. Juni 2013

48 Die Hexe, die sich im Dunkeln fürchtete


Constanze Spengler stellt in diesem Bilderbuch endlich einmal eine ganz klassische Hexe vor, mit langer Nase und Kopftuch, die vor nichts Angst hat - wäre da nicht die verflixte Dunkelheit! Durch diesen Kniff finden die Kinder schnell Gefallen an der Protagonistin, die ihnen so ähnlich ist, anstatt sich vor ihr zu fürchten. Mit viel Ruhe und Gelassenheit wird nun die Geschichte erzählt, wie die Hexe aus eigener Kraft ihre Angst überwindet. So wird sie, ohne groß aufzutrumpfen und ganz von alleine, zum Vorbild für die kleinen Zuhörer.
Aus Angst vor der Dunkelheit kann die Hexe, die in einem schiefen Haus wohnt, nachts keine Kräuter sammeln und nicht über den Blocksberg reiten. Jedes Jahr pünktlich zur Walpurgisnacht zaubert sie sich einen Schnupfen. Doch am nächsten Morgen nimmt sie sich diesmal vor, endlich ihre Angst fortzuhexen mit Hilfe ihres Zauberbuches "Allerlei Übel, wie man sich wunderlich hervorbringe oder wider denselben Abhülfe schaffe". Dafür muss sie allerlei Dinge sammeln: eine Eulenfeder, ein Fledermausohr, eine Nachtblumenwurzel sowie eine Kröte. Beim Tauchen im See nach einem Mondkiesel, bei einem mitternächtlichen Treffen mit einem Gespenst und in dem dunklen Haus der Graphithexe begegnet sie kurzzeitig der Finsternis, doch lenkt sie sich jedes Mal davon ab. Mit viel List hat sie schließlich alles beisammen für den Zauberspruch, so dass sie sich in der nächsten Neumondnacht auf den Weg nach draußen macht, um alle Dinge zu vergraben. Doch bevor sie der Kröte noch das Herz herausschneiden kann, fängt diese plötzlich an zu reden und macht der Hexe klar, dass sie ihre Angst bereits überwunden hat ganz ohne Zauber.

Ein Buch zum Mutmachen. 

Die Hexe, die sich im Dunkeln fürchtete
von Constanze Spengler
2013, Hinstorff Verlag, www.hinstorff.de
ab 5 Jahren

21. Juni 2013

47 Franziska versteckt sich


Franziska ist ein Einzelkind. In den ersten drei Bänden hat das etwas schüchterne und nachdenkliche Mädchen allerlei seltsame Abenteuer mit Tieren erlebt. In "Franziska und die Wölfe" (2002, Moritz) geht sie bei einem Kindergartenausflug im Wald verloren und spielt mit einem Rudel Wölfe. Beim Urlaub mit den Eltern in "Franziska und die dusseligen Schafe" (2005, Moritz) trifft sie am Strand auf Schafe, die gerne Heftpflaster fressen. Schließlich bringen drei Elche ihr Zimmer durcheinander in "Franziska und die Elchbrüder" (2006, Moritz). Das neueste Buch aus der Reihe behandelt ihre Gewissensbisse nach einem Missgeschick und auch diesmal verbündet sie sich, in ihrer Phantasie?, wieder mit einer Gruppe von Tieren. Pija Lindenbaum zeigt wieder einmal ihr Können, die verwirrende große Welt aus der Sicht eines 5-jährigen Mädchens in lebendige Bilder umzusetzen (siehe auch http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/06/44-mia-schlaft-woanders.html).
Franziska besucht ihre Freundin Almut, die im gleichen Haus wohnt und eine tätowierte Tagesmutter namens Puma hat. Zwei Babys werden auch noch von dieser betreut. Als die beiden endlich einmal schlafen, dreht die starke Almut auf. Sie weckt die beiden, lässt sie aus dem Gitterbettchen, malt ihre Köpfe an und spielt mit einem "Wurst im Speckmantel". Die ruhige Franziska nimmt lieber das andere auf den Arm. Doch als sie es wieder ins Bett heben will, fällt es auf den Kopf und bekommt sofort eine Beule. Almut kommt ins Zimmer gestürzt und schreit Franziska an: "Was hast du getan!" Da ist das Mädchen vollkommen verwirrt und läuft so schnell es kann zurück in die eigene Wohnung, um sich dort in der dunklen Kammer zu verstecken. Nach einer Weile tauchen die Wiesel auf, "die hängen ein bisschen in der Gegend herum" und beginnen mit dem traurigen Kind zu sprechen und es langsam aufzumuntern. Mitten im wilden Spiel klingelt es an der Tür und Puma entschuldigt sich bei Franziska: "Ich male dir etwas auf den Arm, egal was du willst." Da ist die Welt erst einmal wieder in Ordnung.

Ein Buch zum Beruhigen.

Franziska versteckt sich
von Pija Lindenbaum
aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer: Gittan gömmer bort sej
2013, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de
ab 5 Jahren

20. Juni 2013

46 Wenn ich groß bin, werde ich Seehund


Nach seinem großartigen Buch "Königin Gisela" (siehe http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/06/42-konigin-gisela.html) hat der Künstler Nikolaus Heidelbach ein weiteres Wunderwerk an kraftvollen Bildern geschaffen (dieses Mal von den tollsten Kreaturen aus den Tiefen des Meeres) für seine knapp erzählte aber sehr tiefgründige Geschichte, die den zuhörenden Kindern und vorlesenden Eltern nahegehen wird.
Ein Junge lebt mit seinen Eltern in einem Haus direkt am Meer und liebt es zu schwimmen. Wenn sein Vater der Fischer unterwegs ist, erzählt ihm die Mutter abends Geschichten von den vielen teils phantastischen Meereswesen. Als ihr der Junge jedoch eines Tages von dem Seehundfell berichtet, welches sein Vater im Sofa versteckt hat, verschwindet die Mutter für immer. Es ist genauso wie in ihrer Geschichte von den Seehunden, die sich in Menschen verwandeln und dann wieder ihr Fell überstreifen können, wenn sie zurück ins Meer wollen. Nun muss sich der Vater alleine um seinen Sohn kümmern, doch schlussendlich sagt dieser: Wenn ich größer bin, werde ich Seemann. Oder Seehund."

Ein Buch zum Träumen und Nachdenken.

Wenn ich groß bin, werde ich Seehund
von Nikolaus Heidelbach
2012, Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, www.beltz.de
ab 5 Jahren

19. Juni 2013

45 Regenwurmtage


Von all den außergewöhnlichen und manchmal auch unangenehmen Dingen, die zum Schulanfang passieren können, erzählt Antje Damm (die eigentlich für ihre Sach- und Frage-Bilderbücher bekannt geworden ist) in dieser (wahren) Geschichte. In diesem Erstlese-/Vorlesebuch geht es darum, mit der Aufregung umzugehen, die neuen Regeln zu akzeptieren und anders aussehende Kinder näher kennenzulernen. Bei alldem ist es jedoch wichtig, den eigenen Weg zu gehen und manchmal auch fünf gerade sein zu lassen.
Idas erster Schultag läuft nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat. Statt Schokoladenkuchenrezepte zu lernen, trägt die Lehrerin erst einmal alle Regeln vor, und dann sitzt auch noch Faruk neben ihr, der anders aussieht und einen komischen Namen hat. Schon am zweiten Tag kommt Ida zu spät, denn auf dem Schulweg musste sie Regenwürmer vor dem Ertrinken retten, so dass sie gleich den ersten Eintrag ins Hausaufgabenheft bekommt. Doch glücklicherweise findet Faruk ihre Regenwurmrettung "cool", so dass sie einen neuen Freund und beim nächsten Regentag einen Helfer gefunden hat.
Für kleinere Kinder, ab 2 Jahren, ist Antje Damms Bilderbuch "Räuberkinder" (2008, Gerstenberg) sehr empfehlenswert.

Ein Buch zum Tiereretten und Freundefinden. 

Regenwurmtage
von Antje Damm
2011, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de
ab 5 Jahren

18. Juni 2013

44 Mia schläft woanders


Gerade Mädchen entwickeln früh Interesse daran, bei Ihrer besten Kindergarten-Freundin zu übernachten, doch das geht nicht immer gut ... Pija Lindenbaum hat eine in Teilen phantastisch anmutende Geschichte geschaffen, in der sie die für Kinderaugen fremde Welt, in der andere Leute leben, wunderbar durch extreme Perspektiven und Farben, aber auch mit viel Witz in Szene gesetzt hat.
Mia freut sich darauf, das erste Mal bei ihrer besten Freundin Cerisia zu übernachten. Doch bereits am Abend kommt ihr einiges komisch und fremd vor, die Gerüche, die vielen Hundehaare, das Abendessen und dann will Cerisia auch noch alles bestimmen. Mitten in der Nacht wacht sie auf und macht sich auf eine seltsame Tour durch die Wohnung, in der die Eltern verkleidet eine Torte essen, die Urgroßmutter in einem winzigen Bett liegt und unter der Spüle Dachse mit rosa Schuhen hausen. Dort verbringen die beiden Mädchen schließlich den Rest der unruhigen Nacht. Am nächsten Morgen wird Mia von ihrem Papa abgeholt, dem sie ein wahrhaftes Resumée gibt: "So supertoll war es nicht."
Wer ein weiteres hervorragendes Buch über das Übernachten bei Freunden bzw. Fremden lesen möchte, sollte sich "Wie siehst du denn aus?" (2010, Aufbau) von der preisgekrönten argentinischen Künstlerin Isol anschauen. Aber Vorsicht, auch diese liebt die Übertreibung, allerdings auf eine tierisch-amüsante Art und Weise.

Ein Buch zum Reden über Fremdes. 

Mia schläft woanders
von Pija Lindenbaum
aus dem Schwedischen von Kerstin Behnken: Siv sover vilse
2011, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, www.oetinger.de
ab 5 Jahren

17. Juni 2013

43 Mein glückliches Leben


Dieses Erstlesebuch, was aber dank der übersichtlichen Kapitel und vielen Bilder auch schon Vorschulkindern vorgelesen werden kann, handelt von den glücklichen aber auch traurigen Momenten im Leben einer 6-Jährigen. Auf eine sehr angenehme und leichte Art beschreibt Rose Lagercrantz das Innenleben des Mädchens rund um den Schulanfang und Eva Eriksson (siehe auch http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/06/38-der-beste-sanger-der-welt.html und http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/06/39-die-besten-beerdigungen-der-welt.html) hat herrliche schwarz-weiße Illustrationen dazu geschaffen.
Dunne wohnt alleine mit ihrem Vater und freundet sich zu Beginn der 1. Klasse schnell mit Ella Frida an. Die beiden unternehmen alles zusammen und gehen durch dick und dünn, bis Ella Frida umzieht und Dunne alleine zurückbleibt. Damit endet Dunnes „glückliches Leben“, bis sie auch zwei Meerschweinchen bekommt (wie früher bei Ella Frida) und in den Ferien ihre beste Freundin in der neuen Stadt besuchen und bei ihr übernachten darf.

Ein Buch zum Glücklichsein.

Mein glückliches Leben

von Rose Lagercrantz (Text) und Eva Eriksson (Bild)
aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch: Mitt lyckiga liv
2011, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de
ab 5 Jahren

16. Juni 2013

42 Königin Gisela


Für alle Liebhaber anspruchsvoller Geschichten mit außergewöhnlichen Illustrationen kommt hier ein wunderbares Exemplar von Nikolaus Heidelbach. Es behandelt die unendliche Anspruchshaltung von Kleinkindern, besonders Mädchen, die hier bis aufs Äußerste getrieben wird.
Ein Mädchen macht alleine mit ihrem Vater Urlaub am Strand, wo er sich eine fantastische Fortsetzungs-Einschlaf-Geschichte, auf 7 Tage verteilt, über die Königin Gisela einfallen lässt. Gisela landet nach einem Schiffsbruch auf einer einsamen Insel, auf der sie nur auf acht sprechende Erdmännchen trifft, über die sie schnell zu bestimmen beginnt. So sollen diese ihr Essen kochen, sie amüsieren und bald auch "Königin Gisela - Anrede: Majestät!" nennen. Als sie sich schließlich ein Erdmännchen-Bikini zu ihrer Krönung wünscht, regt sich im Hintergrund Unmut bei der Tierkolonie, die in Wirklichkeit eine Großfamilie mit vielen Mitgliedern ist. Doch Gisela bemerkt von alledem nichts und lässt sich am Krönungstag genau nach ihren Wünschen feinmachen. Bei der feierlichen Zeremonie wird sie jedoch von den Erdmännchen überrascht, denn diese verwandeln plötzlich ihren Thron in ein Floß, das sie für immer auf das Meer verbannt:
"Reise, reise, Königin,
hau jetzt ab, woandershin,
uns nervst du nimmer,
verflucht bist du für immer,
zu segeln übers Meer!"
Wer Gefallen an Heidelbachs Bildern gefunden hat, sollte sich unbedingt auch seine Märchensammlungen anschauen (Märchen der Brüder Grimm, 1995, und Hans Christian Andersen Märchen, 2004, beide ebenfalls Beltz & Gelberg).

Ein Buch zum Nachdenken und Träumen. 

Königin Gisela
von Nikolaus Heidelbach
2006, Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, www.beltz.de
ab 5 Jahren

15. Juni 2013

41 Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor


Neben dem unfassbaren Tod eines geliebten Menschen werden Kinder eventuell auch die langsam heranschleichende Altersdemenz in ihrem familiären Umfeld erleben. Um ihnen diese Krankheit näher zu bringen und verständlicher zu machen, hat Martin Baltscheit ein sehr einfühlsames Buch geschaffen.
Der schnelle und schlaue Fuchs erlebt in jungen Jahren viele Abenteuer, bis er nicht nur äußerliche Veränderungen an sich erlebt: "Der Fuchs bekam weiße Barthaare, ein paar Narben hier und da und wurde auch ein bisschen vergesslich." Zuerst bringt er die Wochentage durcheinander, dann vergisst er Dinge, die er tun wollte. "Alles in allem war das für den Fuchs aber kein Problem." Schließlich wird die Krankheit für ihn lebensbedrohlich, denn er findet den Weg nach Hause nicht mehr oder vergisst einfach das Laufen und Jagen. Eines Tages müssen ihn die jungen Füchse, die er einst noch beschützt und gelehrt hatte, pflegen, nachdem er nach der Flucht vor den Jagdhunden von einem hohen Baum gefallen war. Doch den Verstand können sie nicht mehr heilen, "denn den hatte der Fuchs verloren und keiner wusste genau wo …" Die Gänse jedoch nutzen den schwachen Moment ihres ehemaligen Feindes und singen: "Ich hab dem Fuchs Verstand gestohlen, geb ihn nie mehr her, geb ihn nie mehr her." Auch die hinterhältigen Schafe legen in rein, so dass sich der alte Fuchs am liebsten nur noch mit seinem Spiegelbild im Fluss ("dem freundlichen Fremden") unterhält. Am Ende nehmen ihn die jungen Füchse in ihre Mitte, damit er in Ruhe schlafen kann.

Ein Buch zum Mitfühlen. 

Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor
von Martin Baltscheit
2010, Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher, Berlin, www.berlinverlag.de
ab 5 Jahren

14. Juni 2013

Klassiker: Tomte Tummetott


Die meisten Bücher von Astrid Lindgren und deren Protagonisten sind allen Generationen an Lesern, Vorlesern und Zuhörern gut bekannt. Doch gibt es noch das ein oder andere wunderbare Bilderbuch, das keine abgespeckte Version eines richtigen Buches von ihr ist, sondern von der Autorin eigens für die Kleinsten geschrieben wurde. Ein wirklich herausragendes Beispiel ist "Tomte Tummetott", das auf dem Gedicht "Tomten" ("Das Wichtelmännchen") von Victor Rydberg (1881) basiert. Später schrieb Astrid Lindgren noch eine zweite Wichtel-Geschichte "Tomte und der Fuchs" (1966), und 2007 kam der passende Animationsfilm "Tomte Tummetott und der Fuchs" heraus, der beide Bände vereint (Oetinger kino).
Der Wichtel Tomte Tummetott wohnt auf dem Heuboden eines Hofes und kommt nachts hervor, wenn die Menschen schlafen. Kein Mensch hat ihn je gesehen, aber alle wissen, das er dort wohnt und sehen im Winter morgens seine Spuren im Schnee. Er schaut überall nach dem Rechten und spricht mit den schlafenden Tieren, die den Frühling herbeisehnen: "Viele Winter und Sommer sah ich kommen und gehn. Geduld nur, Geduld!" Nur der Hund Karo ist wach und erwartet ihn. Nachdem er auch die Bauern und deren Kinder besucht hat, gibt er noch der Katze im Heu ihre Milch und beginnt anschließend selber von Sonne und Licht zu träumen. Solange die Menschen dort wohnen, wird der Wichtelmann in der Nacht Wache halten.

Ein Buch zum Freuen auf den Frühling. 

Tomte Tummetott
von Astrid Lindgren(Text) und Harald Wiberg
aus dem Schwedischen von Silke von Hacht: Tomten
1960, Friedrich Oetinger Verlag, Hamburg, www.oetinger.de
ab 4 Jahren

40 Gehört das so??!


"Die Geschichte von Elvis" lautet der Untertitel dieses Buchs, das sich mit der Verarbeitung der unfassbaren Trauer nach dem Tod eines geliebten Tieres befasst (siehe auch http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/06/39-die-besten-beerdigungen-der-welt.html). Den Zusammenhang zwischen dem hier verstorbenen Kanarienvogel und dem Sänger Elvis werden wahrscheinlich nur Erwachsene oder ältere Kinder verstehen, doch das war ein kluger Schachzug, um es zu einem Bilderbuch für alle Altersklassen werden zu lassen.
"Erst wussten wie gar nicht, was los war."
Ein grimmig ausschauendes Mädchen mit einer viel zu großen roten Handtasche läuft laut schreiend durch einen Park und versucht, seinen Unmut rauszulassen: "Gehört das so?" Als sich eine der anwesenden skurrilen Gestalten (hier zeigt der Illustrator Peter Schössow sein wahres Können) traut nachzufragen, erfährt auch der Betrachter, dass der geliebte Kanarienvogel namens Elvis tot ist und in der Tasche liegt. Da sind alle ergriffen von der unglaublichen Trauer des Mädchens und bemühen sich, ihm zu helfen. Bei der feierlichen Beerdigung nehmen sie gemeinsam Abschied. Doch erst die Vorstellung, dass der Vogel und Elvis Presley zusammen im Himmel singen, macht allen Hoffnung und das Mädchen kann schließlich dank seiner neuen Freunde und ohne seine Tasche voller Trauer wieder nach Hause gehen.

Ein Buch zum Rätseln und Mitfühlen. 

Gehört das so??!
von Peter Schössow
2005, Carl Hanser Verlag, München, www.hanser-literaturverlage.de
ab 5 Jahren

13. Juni 2013

39 Die besten Beerdigungen der Welt


Der Vorgänger von "Der beste Sänger der Welt" (siehe http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/06/38-der-beste-sanger-der-welt.html) befasst sich mit einem für Kinder meist unbegreiflichen Thema: dem Tod. Ulf Nilsson und Eva Eriksson haben eine herzergreifende Geschichte geschaffen, in der sich drei Kinder um angemessene Beerdigungen für diverse Tiere bemühen.
Eines Sommertags langweilen sich das Mädchen Ester und der Ich-Erzähler und kommen bei dem Anblick einer toten Hummel auf die Idee, ein Grab für sie in einer geheimen Lichtung zu graben sowie ein passendes Gedicht "über den furchtbaren Tod" zu schreiben und vorzutragen. Nach dieser ersten Beerdigung machen sie sich gemeinsam mit Putte, Esters kleinem Bruder, auf die Suche nach weiteren toten Tieren. Für die gefundene Spitzmaus wiederholen sie die Zeremonie, bei der Putte erstmalig ganz traurig wird. An diesem Tag gründen die Drei die "Beerdigungen AG": "Wir wollten nämlich die besten Beerdigungen auf der ganzen Welt machen und allen armen Tieren helfen, die auf der Erde herumlagen." Sie hatten auch eine ganz klare Aufgabenteilung: "Ester war für das Graben zuständig. Ich würde Gedichte schreiben. Und Putte sollte weinen." In ständiger Begleitung ihres schweren Koffers, in dem sich das gesamte Bestattungs-Material befindet, folgen unzählige weitere Beerdigungen, bis die Kinder am Abend eine sterbende Amsel beobachten. Bei der Bestattung des "Kleinen Vaters" ergreift auch die beiden Großen eine tiefe Trauer, so dass dies der Schlusspunkt ihrer AG ist.

Ein Buch zum Abschiednehmen. 

Die besten Beerdigungen der Welt
von Ulf Nilsson (Text) und Eva Eriksson (Bild)
aus dem Schwedischen von Ole Könnecke: Alla döda sma djur
2006, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de
ab 5 Jahren

12. Juni 2013

Klassiker: Die drei Räuber


Tomi Ungerer, der wahrscheinlich bekannteste Autor aus dem Elsass, hat unzählige wunderbar anarchische und wilde Bücher veröffentlicht, so dass die Auswahl eines einzigen Klassikers schwer fällt. Letztendlich war es entscheidend, dass es sowohl von Erwachsenen wie von Kindern verstanden und geliebt wird, und das haben "Die drei Räuber" auf jeden Fall geschafft. Viele Jahre nach Erscheinen des Buchs, entstand ein fantastischer Zeichentrickfilm von Hayo Freitag in Zusammenarbeit mit Tomi Ungerer, der dem Erzähler sogar seine wunderbare Stimme lieh (2007, X-Verleih / Warner, ebenfalls ab 4 Jahren).
Die drei "grimmigen" Räuber mit ihren charakteristischen schwarzen Mänteln und Hüten sind mit speziellen Waffen ausgestattet. Nachts werden die Kutschen gestoppt, indem der Blasebalg den Pferden Pfeffer in die Nüstern bläst, dann werden die Räder mit dem roten Beil zertrümmert und schließlich die Reisenden mit der Donnerbüchse bedroht und ausgeraubt. In ihrer Höhle hoch in den Bergen bewahren sie das Raubgut auf. Eines Nachts überfallen sie jedoch eine Kutsche, in der nur das Waisenkind Tiffany sitzt, die sich auf dem Weg zu ihrer ungeliebten Tante befindet, so dass sie die Kleine kurzerhand einfach mitnehmen und in ihrer Höhle bequem einquartieren. Am nächsten Morgen wundert sich das Mädchen über die Schätze, für welche die Räuber keinerlei Verwendung haben. Da sie Gefallen an Tiffany finden, sammeln sie fortan andere Waisenkinder ein, um für diese zu sorgen. Von ihrem Gold kaufen sie ein Schloss für alle und kleiden sie in rote Mäntel und Hüte. Nach einigen Jahren wird aus dem Räuberschloss eine ganze Stadt, inklusive Stadtmauer mit drei hutähnlichen Türmen, in der lauter erwachsene Waisen in roter Kleidung leben. 

Ein Buch zum Dankbarsein.

Die drei Räuber
von Tomi Ungerer
aus dem Englischen von Tilde Michels: The Three Robbers
1961, Diogenes Verlag
ab 4 Jahren

38 Der beste Sänger der Welt


Dieses Buch ist bestens geeignet für schüchterne Kinder, denn es beschreibt auf eine sehr lustige und herzliche Art und Weise, wie man sein Lampenfieber loswerden kann. Das schwedische Erfolgs-Duo, Ulf Nilsson als Autor und Eva Eriksson als Illustratorin, hat bereits einige gemeinsame Bilderbücher herausgebracht, und jeweils diverse Auszeichnungen erhalten. 

Der sechsjährige Ich-Erzähler hat Angst vor der Schulaufführung, bei der er als Maulwurf verkleidet nur einen einzigen Satz  auf der Bühne sprechen soll. Kurz bevor es losgeht, versteckt er sich, doch er wird von seinem kleinen Bruder in der Garderobe gefunden. Dieser überzeugt ihn schließlich, es doch einfach zu versuchen, und es klappt so gut, dass er zum Abschluss noch das selbsterfundene Lied für seinen kleinen Bruder zum Besten gibt: „Meinem Brüderchen ist alles schnurz. Schmatz und Piep und – Furz!“ Danach wird er von seiner ganzen Familie als „bester Sänger der Welt“ gefeiert. 

Ein Buch zum Mitfiebern und Mitsingen.

Der beste Sänger der Welt
von Ulf Nilsson (Text) und Eva Eriksson (Bild)
aus dem Schwedischen von Ole Könnecke: Ensam mullvad pa en scen
2012, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de
ab 5 Jahren

11. Juni 2013

37 Das Tomatenfest


Auf eine zurückhaltende Art und Weise vermittelt Satomi Ichikawa in diesem Bilderbuch den wundervollen Akt des Pflanzens und Erntens. Dabei tauchen auch immer wieder Anspielungen auf die japanische Kultur auf, welche jedoch dezent im Hintergrund bleiben. Ihre Aquarellbilder passen hervorragend zu der poetischen Geschichte.
Hana (Japanisch für Blume) kauft mit ihrem Vater im Supermarkt eine Tomatenpflanze und kümmert sich zu Hause rührend um sie. In den Sommerferien nimmt sie die Pflanze sogar mit zu ihrer Großmutter, die auf dem Land lebt, wo sie neben die anderen Tomaten ins Beet gesetzt wird. Dort wächst sie viel schneller als im Topf in der Stadtwohnung und bald kommen die ersten Blüten und grünen Früchte. Sogar einen Taifun überlebt sie unbeschadet. Endlich kann geerntet werden und zu diesem Anlass richtet Hana für ihre Eltern, die zu Besuch kommen, ein Tomatenfest aus. Ihre Großmutter hilft ihr, das Gemüse und Obst schön zu arrangieren, denn "Vergiss nie: Man isst nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen!"

Ein Buch zum Genießen. 

Das Tomatenfest
von Satomi Ichikawa
aus dem Französischen von Eva Ziebura: La fete de la tomate
2013, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de
ab 4 Jahren

10. Juni 2013

36 Pollys Piratenparty


Dieses Buch macht einfach Spaß! Matthias Weinert spielt mit den typischen Piraten-Attributen und den dazu gegensätzlichen guten Manieren. Die Emotionen und Taten der Piraten werden in lebhafte Comicbilder umgesetzt mit kurzen Texten.
Die Piratenbande auf der "Roten Marianne" erhält eines Tages eine Einladung von Polly zu ihrer Geburtstagsfeier. Sofort machen sich die vier Mann, Kapitän Brummel, der Koch Löffel, "Leichtmatrose" Fips und der krumme Jochen, an die notwendigen Vorbereitungen. Bordkakadu Fred gibt die dazu passenden Anweisungen. Zuerst: "Kein Bad, kein Kuchen!" Unter Wehklagen schrubben sich die Piraten so wie noch nie, nur um zu hören, dass sie sich noch ordentlich einkleiden lassen müssen: "Kein Schick, kein Kuchen!". Danach wird eine Puppe als Geschenk besorgt, obwohl die Männer lieber Strick, Säbel, Holzbein und Kanone verschenken würden. Nachdem diese auch noch in Geschenkpapier eingepackt ist, kann es endlich losgehen. Voller Vorfreude machen sie sich auf den Weg, lustiger weise zieht der kräftige Fips die "Rote Marianne" auf Rädern bis zu Pollys Haus. Doch dort erwartet die Männer eine böse Überraschung, denn das Mädchen findet, dass sie gar nicht wie Piraten aussehen, so schick und sauber wie sie sind: "Keine Piraten, kein Kuchen!" Auch die Puppe gefällt ihr nicht, denn sie will lieber eine Kanone, einen Säbel, ein Holzbein oder einen Strick haben. Zurück an Bord wird der vorlaute Kakadu an den Pfahl gebunden und die Piraten folgen Pollys Anweisungen, in dem sie ihre neue Kleidung zerreißen, verdrecken und die vier passenden Geschenke mitnehmen. Im Schlussbild verlassen sie nach einer erfolgreichen Party glücklich und mit vollen Kuchen-Bäuchen das kleine Häuschen.

Ein Buch zum Spaßhaben. 

Pollys Piratenparty
von Matthias Weinert
2013, NordSüd Verlag, Zürich, www.nord-sued.com
ab 4 Jahren

9. Juni 2013

35 Die kleine Schusselhexe


Anu Stohner und Henrike Wilson, bekannt für ihre Bilderbücher über das etwas andere Schaf Charlotte (ab 3 Jahren, Hanser), haben mit der kleinen Schusselhexe eine weitere Figur geschaffen, die anders ist als ihre Weggenossen. Gerade dadurch wird sie hier zum Retter in letzter Not.
Die kleine Schusselhexe ist einfach etwas kleiner und schusseliger als die "normalen" Hexen, so dass sie manchmal vom Besen fällt oder ihre Zaubersprüche durcheinander bringt, indem ihr das letzte entscheidende Wort nicht einfällt (ein großer Spaß für die kleinen Zuhörer!). So hat sie ein schiefes Hexenhaus, einen krummen Hexenbesen und eine schöne Nase mit einer Brille (statt einer Hexennase mit haariger Warze) sowie einen blauen Hasen (statt eines schwarzen Raben), was sie zum Gespött der anderen macht. Eines Tages werden jedoch die drei großen Hexen von einem Riesen gefangen genommen und nur die kleine Schusselhexe kann ihn schrumpfen lassen. Doch stattdessen hext sie ihn "froh", so dass er nicht mehr aufhören kann zu lachen und die großen Hexen aus seiner Brusttasche fliehen können. Schließlich werden die kleine Schusselhexe und der Riese sogar Freunde, denn sie hext ihn immer wieder froh, wenn er mal schlechte Laune bekommt, und die großen Hexen machen sich über ihre Retterin nie wieder lustig.

Ein Buch zum lustigen Zaubersprüche-Reimen. 

Die kleine Schusselhexe
von Anu Stohner (Text) und Henrike Wilson (Bild)
2013, Carl Hanser Verlag, München, www.hanser-literaturverlage.de
ab 4 Jahren

8. Juni 2013

34 Das Haus in den Bäumen


Der Kanadier Jon Klassen ist in aller Munde wegen des überraschenden internationalen Erfolgs von "Wo ist mein Hut" (2012, NordSüd, schon ab 2 Jahren), das im August 2013 einen Nachfolge-Band erhalten wird mit "Das ist nicht mein Hut" (ebenfalls NordSüd). Für "Das Haus in den Bäumen" hat er eine poetische Erzählung von Ted Kooser illustriert. Der Untertitel dieses stillen und nachdenklichen Buches lautet: "Nicht weit weg von hier habe ich ein Haus gesehen, das von Baumhänden hochgehoben wurde. Dies ist seine Geschichte."
Ein Vater und seine zwei Kinder leben in einem Haus, dessen freie Wiese akribisch von dem Vater gepflegt wird jeden Tag, damit dort keine Bäume nachwachsen. Doch der Junge und das Mädchen spielen viel lieber im schattigen Wald. Als die Familie nach vielen Jahren wegzieht, und das Haus nicht wieder verkauft wird, übernimmt die Natur wieder das Regime. Langsam wachsen Bäume rund um das Haus, um es schließlich "wie ein Vogelnest in den Fingern ihrer Äste" zusammenzuhalten und in die Luft zu heben.

Ein Buch zum Nachdenken über die Vergänglichkeit und die Kraft der Natur. 

Das Haus in den Bäumen
von Ted Kooser (Text) und Jon Klassen (Bild)
aus dem Englischen von Thomas Bodmer: House Held Up By Trees
2013, NordSüd Verlag, Zürich, www.nord-sued.com
ab 4 Jahren

7. Juni 2013

33 Die fliegenden Bücher des Mister Morris Lessmore


William Joyce gewann 2012 den Oscar für seinen Kurzfilm "The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore" (siehe http://vimeo.com/52401872) und daraufhin erschien dieses wunderbare Bilderbuch für alle Buchliebhaber und deren Kinder. Normalerweise sind Bücher "nach dem Film" nicht zu empfehlen, doch dieses ist ganz besonders gut.
Morris Lessmore ist ein Büchernarr. Eines Tages bringt ein Sturm sein schön geordnetes Leben durcheinander, doch in der nun ungewohnten Welt zeigt ihm ein Buch mit einem blauen Einband den Weg zu einem außergewöhnlichen Gebäude, dem Haus der Bücher. Dort beginnt sein neues Leben, in dem er sich leidenschaftlich um die Bücher kümmert und diese an andere Menschen ausleiht. Nachts schreibt er an seinem eigenen Buch, in das er seine alltäglichen Erlebnisse und Emotionen einträgt. So vergeht die Zeit und Morris Lessmore wird alt und müde, bis er endlich die letzte Seite seines Buches füllt. Da nutzt er den Moment, um weiterzuziehen, und überlässt sein Buch dem nächsten Besucher im Haus der Bücher, einem Mädchen. So geht die Geschichte wieder von vorne los ...

Ein Buch zum Genießen. 

Die fliegenden Bücher des Mister Morris Lessmore
von William Joyce (Text und Bild) und Joe Bluhm (Bild)
aus dem Englischen von Hardy Krüger Jr.: The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore
2013, Boje/Bastei Lübbe, Köln, www.boje-verlag.de
ab 4 Jahren

6. Juni 2013

32 Findus zieht um


Petersson und Findus sind zurück! Die herrlich quirligen Geschichten über den erfinderischen Bauern Petersson und seinen quietsch lebendigen Kater Findus haben seit fast 30 Jahren (1984 erschien der erste Band "Eine Geburtstagstorte für die Katze") viele Erwachsene und Kinder erfreut. Jedem gefällt ein anderes Abenteuer der beiden und jeder entdeckt etwas anderes in den lebendigen Bildern voller kleiner Wesen (die Mucklas genannt werden). Genau genommen ist Sven Nordquist der Erfinder des Tricks, Findus gleich mehrfach auf einer Seite zu zeigen, um dessen Bewegungsdrang darzustellen. In der neuesten Geschichte über die beiden so unterschiedlichen Charaktere, kommt insbesondere der Hüpfdrang des Katers häufig zum Einsatz.
Jeden Morgen, auch schon um vier Uhr, hüpft Findus voller Freude auf und ab in seinem eigenen kleinen Bett und weckt dabei den verärgerten Petersson. Das führt dazu, dass Findus aus dem Schlafzimmer und sogar aus dem Haus auszieht in das ehemalige Plumpsklo, welches der Alte für ihn herrichtet. Dort findet er tagsüber viel Spaß am Hopsen, doch nachts wird es ihm unheimlich. So bauen die zwei eine Alarmanlage, um Findus vor dem Fuchs zu warnen. Doch so weit kommt es nicht mehr, denn der Kater fühlt sich nachts doch wohler in Peterssons Nähe und verspricht auch nie wieder vor sieben Uhr auf seinem Bett zu hüpfen.
Alle, die wissen wollen, wie die beiden sich kennengelernt haben, sollten unbedingt das (vorletzte) Buch "Wie Findus zu Petersson kam" (2002, Oetinger) lesen, doch alle anderen Bände sind ebenso empfehlenswert. Zur Entlastung des Vorlesers kann auch noch die Hörspiel-CD "Findus zieht um" (2013, Oetinger Audio) hinzugezogen werden.

Ein Buch zum Hüpfen und Tüfteln. 

Findus zieht um
von Sven Nordquist
aus dem Schwedischen von Maike Dörries: Findus flyttar ut
2013, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, www.oetinger.de
ab 4 Jahren

5. Juni 2013

31 Der Elefant und der Schmetterling


Für alle Liebhaber von ruhigen und stimmungsvollen Geschichten ist E.E. Cummings märchenhafte Erzählung vom Elefanten und dem Schmetterling genau das Richtige. Erfunden hat er sie bereits in den 1920er-Jahren für seine Tochter Nancy, jedoch erschien sie erst posthum in der Sammlung "Fairy Tales" (1965, mit Bildern von John Eaton). Sowohl der poetische Text wie die mit Moosgummi gestempelten Bilder von Linda Wolfsgruber sind ganz unaufgeregt und vermitteln wunderbar die langsame Annäherung der beiden so unterschiedlichen Tiere und ihre wachsende Liebe.
Der Elefant lebt ganz alleine in seinem kleinen Haus am Ende einer gewundenen Straße und genießt das Nichtstun. An einem Frühlingstag bekommt er hocherfreut Besuch vom Schmetterling. Während es draußen regnet, unterhalten sich die beiden in seinem Haus und genießen es, zu zweit zu sein. Anschließend gehen sie zusammen die Straße hinab bis ins grüne Tal zum Haus des Schmetterlings. Dort küssen sie sich zum ersten Mal und treffen sich von nun an täglich. "Und sie hatten sich immer lieb."
Dieses Buch regt dazu an, eigene Kunstwerke oder Bilderbücher mit Moosgummi- oder auch Kartoffeldruck zu entwickeln. Genauere Anleitungen dafür bietet das Kunstbuch "Druck mal!" (2013, Prestel).

Ein Buch zum Mitfühlen und Genießen. 

Der Elefant und der Schmetterling
von E. E. Cummings (Text) und Linda Wolfsgruber (Bild)
aus dem Englischen von Hanne Gabriele Reck: The Elephant & The Butterfly
2013, Gerstenberg Verlag, Hildesheim, www.gerstenberg-verlag.de
ab 4 Jahren

4. Juni 2013

30 Alles Schweine, oder was?!


Voller Wahrheiten über das Thema Ausgrenzung/Rassismus steckt dieses Bilderbuch und doch erscheint es locker und leicht dank der gereimten Texte von Alice Briere-Haquet und der witzigen Bilder von Penelope Paicheler.
Die Schaf-Familie (Papa und Sohn) wohnt in Schweinland, wo sie von lauter Schweinen umgeben ist und von allen Seiten angefeindet wird. Doch eines Tages hilft Papa Schaf dem schlimmsten Schwein, namens Bodo Grunz, als dieses in ein Loch fällt. Anschließend freunden sich die beiden Familien an und erleben gemeinsam viele tolle Dinge.
"Das ist eben so:
Ein Freund im Leben
macht jeden froh.
So ist das eben.
Ob einer Schaf ist oder Schwein,
ist piepegal.
Wer glaubt, das sollte anders ein,
der kann uns mal."
Aus den klaren Texten und deutlichen Bildern können hervorragende Materialien hergestellt werden für den Vor- und Grundschulunterricht.

Ein Buch zum Diskutieren und Anregen. 

Alles Schweine, oder was?!
von Alice Briere-Haquet (Text) und Penelope Paicheler (Bild)
aus dem Französischen von Klaus Cäsar Zehrer: Un mouton au pays des cochons
2013, Klett Kinderbuch Verlag, Leipzig, www.klett-kinderbuch.de
ab 4 Jahren

3. Juni 2013

29 Wenn ein lila Nashorn kommt


  

Dieses ist ein weiteres Buch, das mit einem herrlichen Augenzwinkern die unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Eltern und Kindern thematisiert (siehe auch http://bilderbuecherwurm.blogspot.de/2013/05/22-die-mutige-marta.html). Alleine die Einleitung beinhaltet schon viel Wahres aus der Sicht der Kleinen:
"Hast du manchmal das Gefühl, dass deine Mama und dein Papa dir nicht zuhören, wenn du etwas sagst? ... Und eines Tages, als Daisy etwas wirklich Wichtiges zu sagen hatte, was passierte da wohl? NIEMAND HÖRTE ZU."
Denn als Daisy beim Frühstück sitzt, läuft plötzlich ein großes lila Nashorn vorbei, und nimmt sich noch ein Stück Pfannkuchen. Ihre Mutter hilft ihr nicht, weil sie gerade telefoniert, und ihr Vater sieht es nicht, weil ein voller Wäschekorb seinen Blick versperrt. So fängt das Mädchen an, mit ihm zu reden, zu spielen und das Nashorn isst schließlich alle Pfannkuchen auf. Aber die Erwachsenen sind weiterhin zu beschäftigt, um etwas davon zu bemerken. Wegen der fehlenden Aufmerksamkeit wird Daisy traurig, und bemerkt dabei, dass es dem Nashorn ähnlich geht, weil es Heimweh hat. Beim nächsten Zoobesuch erfährt die ganze Familie, dass das dortige lila Nashorn, das gerne Pfannkuchen ist, vermisst wird, und da wird den Eltern klar, dass ihre Tochter die ganze Zeit die Wahrheit gesagt hat. Doch anstatt das traurige Tier zurück in den Zoo zu bringen, wird es dank Daisys Eingreifen kurzerhand in ein Flugzeug ("nach ganz woanders") verfrachtet, um zu seiner eigenen Familie zurück zu kehren.

Ein Buch zum Zuhören. 

Wenn ein lila Nashorn kommt
von Anna Kemp (Text) und Sara Ogilvie (Bild)
aus dem Englischen von Leena Flegler: Rhinos Don´t Eat Pancakes
2012, Gerstenberg Verlag, Hildesheim, www.gerstenberg-verlag.de
ab 4 Jahren

2. Juni 2013

28 Der schwarze Hund



Levi Pinfold hat für dieses beeindruckende Buch über die Angst vor Tieren großartige Illustrationen geschaffen, die als eigenständige Kunstwerke an der Wand hängen könnten. Die Geschichte wird alle kleinen Kinder begeistern, denn hier sind sie die wahren Helden, nicht die ängstlichen Erwachsenen.
Eines Morgens erscheint ein schwarzer Hund vor dem Haus der Familie Hoop. Jedes Mitglied der Familie hat eine andere Sichtweise auf das Tier, die es immer größer werden lässt: Herr Hoop sieht in ihm einen Tiger, Frau Hoop einen Elefanten, Adelina einen Dinosaurier und Moritz einen "Sweetums" (was ist denn das?). Daher versteckt sich die ganze Familie bis auf das jüngste Mitglied namens "Klein (wie kurz)" unter einer Decke. Sie traut sich trotz aller Warnungen nach draußen, bis sie direkt vor der Schnauze des riesigen Hundes steht, und beginnt mit ihm eine Verfolgungsjagd. In dessen Verlauf muss das Ungeheuer immer weiter schrumpfen, um ihr folgen zu können. Zum Abschluss krabbelt sie durch die Katzentür des Hauses, in die nun auch der schwarze Hund passt, und hinter der sie ihn unter einer Waschschlüssel fangen kann. Da bemerken alle Hoops, dass sie sich übertrieben verhalten haben und bewundern den Mut von Klein. "Ach, wisst ihr, da war nichts, vor dem ich mich hätte fürchten müssen."

Ein Buch zum Mutmachen vor (un)wilden Tieren. 

Der schwarze Hund
von Levi Pinfold
aus dem Englischen von Nicola T. Stuart: Black Dog
2012, Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin, www.jacobystuart.de
ab 4 Jahren