Neuerscheinungen seit 2013 für 1- bis 8-Jährige + 50 Bilderbuchtipps von 2003 - 2013
13. April 2015
Herbst 2014: Coco und das kleine Schwarze
Ein weiteres wundervolles Bilderbuch von der Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 hat erst jetzt mein Interesse geweckt, so dass ich es an dieser Stelle auf jeden Fall noch vorstellen möchte. Viele von uns kennen die bewegende Geschichte der Modeikone Coco Chanel, wie sie von ihren Kinderjahren im Waisenhaus bis in die feine Pariser Gesellschaft aufstieg und mit ihrem "Kleinen Schwarzen" der Emanzipation verhalf. Die niederländische Illustratorin Annemarie van Haeringen erreicht mit ihrem Bilderbuch zweierlei: Sie fasst einerseits die komplexe biografische Geschichte für Kinder verständlich zusammen und bringt ihnen andererseits die Design- und Nähwelt mit feinen, von Modezeichnungen inspirierten Bildern näher.
Das schmale Mädchen Coco muss furchtbar viel über sich ergehen lassen im Waisenhaus, doch hier erlernt sie auch ihre außergewöhnlichen Nähkünste. So arbeitet sie später als Näherin und nimmt sich vor, reich und berühmt zu werden. Den ersten Schritt schafft sie, indem sie bei einem "steinreichen" Freund einzieht und in dessen Schloss, die feine Welt und ihre Extravaganzen kennenlernt. Statt der einengenden Korsetts und weiten Röcke, näht sie sich hier erstmals eine Hose, mit der sie aufrecht auf einem Pferd reiten kann und viel Aufsehen in der Damenwelt erregt. Für ein Pferderennen entwickelt sie die ersten leichten und angenehmen Hüte, so dass sie schnell genügend Kundschaft für ihren eigenen Laden anzieht. Ihre neue Mode entwickelt sie weiter und bietet ein passendes Parfum für die Frau an. Schließlich entwirft sie (für jeden Geschmack) das "Kleine Schwarze", ein Kleid, "das zeigt, wie schön die Frau ist ..." und wird damit weltberühmt.
Ein Buch zum Selbstbewusstsein.
Coco und das Kleine Schwarze
von Annemarie van Haeringen
aus dem Niederländischen von Marianne Holberg
2014, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart, www.geistesleben.de
ab 5 Jahren
Herbst 2014: Ein Apfelbaum im Bauch
Obwohl sich der Frühling mittlerweile bereits von seiner besten Seite gezeigt hat, möchte ich an dieser Stelle noch ein hinreißendes Bilderbuch aus dem Herbst-Programm vorstellen, welches soeben auf die Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 gesetzt wurde. Meine Begeisterung rührt eventuell daher, dass ich mich in seiner Aufmachung an ein Lieblings-Buch aus meinen Kindheitstagen erinnert fühle: "Hänschen im Blaubeerwald" von Elsa Beskow (1901). Doch der Inhalt zeigt, dass es eine zeitgenössische Geschichte beinhaltet, die von Retro-Illustrationen mit viel Charme bebildert wird. Die beiden französischen Macher, der Schriftsteller Simon Boulerice (Jahrgang 1982) und der Grafiker Gerard Dubois (Jahrgang 1968), kennen bestimmt auch noch andere Buch-Vorbilder aus dem vergangenen Jahrhundert.
Raphael isst jeden Tag einen Apfel und lässt dabei nur den Stiel übrig. Eines Tages weist ein Schulkamerad ihn darauf hin, dass er nicht die Kerne mitessen dürfe, weil ansonsten ein Apfelbaum in seinem Bauch wachse. Keine von Raphaels Überlegungen, ob denn überhaupt genügend Wasser, Sonne oder Fürsorge zum Wachsen da seien, kann diese schreckliche Vision aus dem Weg räumen. Vor lauter Angst, dass in seinem Bauch nun Äpfel wachsen, bekommt der Junge Bauchschmerzen und die Auswirkungen beginnen sich vor seinem inneren Auge zu zeigen: Sein Bauch beult sich aus und sein Körper verwandelt sich in einen Baum. Zu Hause schneidet ihm seine Mutter die zerzausten Haare, doch statt Blättern und Ästen befinden sich hinterher nur ein Haarsträhnen auf dem Boden. Als die Mutter ebenfalls keine Apfelbeulen am Bauch entdecken kann und ihrem Sohn erzählt, dass erst im Herbst die Apfelzeit beginne, ist Raphael beruhigt. Es ist erst Frühling, so dass er noch den ganzen Sommer spielen kann, bevor er sich eventuell in einen Apfelbaum verwandelt. Zur Sicherheit isst er ab sofort lieber Bananen, ohne Kerne!
Ein Buch zum Schmunzeln über die kindliche Imagination.
Ein Apfelbaum im Bauch
von Simon Boulerice (Text) und Gerard Dubois (Bild)
aus dem Französischen von Anna von Cramer-Klett: Un verger dans le ventre
2014, Diogenes Verlag, Zürich, www.diogenes.ch
ab 5 Jahren
4. April 2015
Frühjahr 2015: Das geheimnisvolle Ostergeschenk
"Ostern steht vor der Tür." Ein lustiges Wimmelbuch dreht sich um eine große Tiergesellschaft, die sich auf das allseits beliebte Osterfest vorbereiten. Die bunten Papp-Doppelseiten werden von einer kurzen Geschichte begleitet, die den kleinen Zuhörern ein paar Rätsel und Anhaltspunkte gibt. Nebenher kann jedoch noch viel mehr entdeckt werden!
Es beginnt alles in der Osterfabrik, in der kurz vor Schluss noch allerlei erledigt werden muss. Osterhase Klaus holt dort ein rotes Päckchen ab, dessen Weg wir auf den folgenden Seiten begleiten. Lauter bunte Ostereier werden auf Laster und in Flugzeuge geladen, doch Klaus winkt nur kurz und rennt weiter. Schnellen Schrittes durchquert er die geschäftige Stadt und auch auf dem Land sind alle schon ganz aufgeregt. Die große Wiese lässt er ebenfalls hinter sich - doch dann erreicht er endlich das große Osterhasenfest im Wald. Sein Sohn, Klein Kläuschen, öffnet dort das rote Geschenkpaket und findet darin einen Kuschelhasen.
Ein Buch zum Osternvorbereiten.
Das geheimnisvolle Ostergeschenk
von Anna Schaub (Text) und Natascha Rosenberg (Bild)
2015, NordSüd Verlag, Zürich, www.nord-sued.com
ab 2 Jahren
Herbst 2014: Hilda und der Schwarze Hund
Seit 2013 erscheinen die Hilda-Comics des Briten Luke Pearson auf Deutsch im Kindercomic-Programm des ambitionierten Berliner Reprodukt Verlags. Mit dem Band "Hilda und der Mitternachtsriese" wurde der Illustrator in seinem Heimatland berühmt und gewann bei den British Comic Awards 2012 den Preis für den besten Kindercomic. Seine Hilda-Geschichten haben mittlerweile Fans in allen Altersstufen und vielen Ländern, so dass sein viertes Buch "Hilda und der Schwarze Hund" mit Spannung erwartet wurde.
Erneut besteht das gewitzte Mädchen mit den blauen Haaren ein gefährliches Abenteuer in und um die skandinavische Stadt namens Trolberg, welche von lauter Phantasiewesen bevölkert wird. Als junge Pfadfinderin lüftet sie das Geheimnis hinter dem riesigen schwarzen Hund, der die Bewohner von Trolberg in Angst und Schrecken versetzt. Als Welpe wurde er von einem Hausgeist, einem Nissen, aufgezogen, bis er eines Tages von dessen Eltern in den Bergen ausgesetzt wurde. Da er in jungen Jahren gelernt hatte, die geheimen Wege und Räume der Nissen zu nutzen, konnte er sich auf der Suche nach seinem Freund unbemerkt in der Stadt bewegen. Schließlich gelingt es Hilda, Hund und Herrchen wieder zu vereinen und vor den Toren der Stadt in Sicherheit zu bringen.
Ein Buch zum Phantasieren.
Hilda und der Schwarze Hund
von Luke Pearson, Handlettering von Michael Hau
aus dem Englischen von Matthias Wieland: Hilda and the Black Hound
2014, Reprodukt Verlag, Berlin, www.reprodukt.com
ab 6 Jahren
30. März 2015
Herbst 2014: Aladin und die Wunderlampe
Der bekannte britische Autor Philip Pullmann, er erhielt bereits 2005 den renommierten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis, hat gemeinsam mit dem italienischen Comiczeichner und Grafiker Lorenzo Mattotti eine zeitgenössische Version des orientalischen Märchens aus der Sammlung "Tausendundeine Nacht" geschaffen. Ähnlich zu Pullmanns Worten, welche in gut verständlicher Sprache die fremdländische Geschichte erzählen, abstrahieren Mattottis farbige Bunstift-Zeichnungen die komplexe asiatische Real- und Zauberwelt. Pullman schreibt in seinem Vorwort: "Die Geschichte so zu schreiben, wie sie hier steht, hat Riesenspaß gemacht, und ich nehme mit großer Freude meinen Platz unter denen ein, die sie von Generation zu Generation weitergegeben haben." Diese Freude lässt sich auf jeder Buchseite erkennen.
Der junge Aladin lebt in China und wird nach dem Tod seines Vaters von einem maurischen Zauberer, der sich als sein Onkel ausgibt, in eine Höhle mit einer geheimen Welt gelockt, um eine Wunderlampe zu besorgen. Als er sich weigert, die Lampe auszuhändigen, wird er von dem Betrüger eingesperrt. Glücklicherweise hat er auch einen Zauberring mitgenommen, aus dem ein schwarzer Geist, namens Dschinn, erscheint, der ihn mit seiner Zauberkraft befreien kann. Zurück bei seiner armen Mutter erscheint beim Putzen der Lampe ebenfalls ein Dschinn, der noch viel größer ist: "Ich bin der Dschinn der Lampe! Was immer du befiehlst, ich werde gehorchen, ich und die anderen Sklaven der Lampe." Dank der Zauberkraft und seiner Intelligenz schafft er es, Prinzessin Badr-al-Budur, die Tochter des Sultans von China zu heiraten und reich zu werden. Doch der böse Maure kehrt zurück, um sich zu rächen. Er stiehlt die Wunderlampe und entführt mit ihrer Hilfe den Palast mitsamt der Prinzessin. Aladin erfährt davon, kommt mit seinem Zauberring nach Marokko, wo er den Zauberer vergiftet und erschlägt. Zu guter Letzt trägt der Geist der Wunderlampe den Palast und seine Bewohner wohlbehalten zurück nach China, wo er einige Jahre später das Erbe des Sultans antreten wird.
Ein Buch zum In-ferne-Länder-Reisen.
Aladin und die Wunderlampe
von Philip Pullman (Text) und Lorenzo Mattotti (Bild)
aus dem Englischen von Martina Tichy: Aladdin and the Enchanted Lamp
2014, Aladin Verlag, Hamburg, www.aladin-verlag.de
ab 5 Jahren
16. März 2015
Herbst 2014: Pongo sucht die Sonne
Hier kommt ein weiteres Bilderbuch für alle Fans der Bleistiftzeichnung (siehe auch Gordon und Tapir oder Der Fall Lori Plump). Die junge britische Illustratorin Jesse Hodgson hat mit ihrem Erstlingsbuch gleich ein zeichnerisches Wunderwerk geschaffen, welches 2012 auf Anhieb eine Empfehlung beim MacMillan Children´s Book Prize erhielt. Alle Bilder (wie das Cover) leben von den eingesetzten Orange- und Grüntuntönen, passend zu der Lebenswelt des Protagonisten, dem Orang-Utan namens Pongo.
Pongo lebt vereinsamt im tiefen Dickicht des Regenwalds, wo ihn der andauernde Regen verärgert. Daher macht er sich auf den Weg, die Sonne zu suchen, denn sie soll angeblich sehr hell und orange wie er sein. Als erstes entdeckt er ein orangenes Licht zwischen den Ästen, doch das entpuppt sich als eine bunte Schlange. Sie verweist ihn weiter in die Höhe, wo er plötzlich eine orange leuchtende Wärme verspürt. Doch es ist nur der Hintern eines Pavians, der ihn für dumm hält. Schnell schwingt er sich weiter nach oben, wo er auf wütende Bewohner eines Bienstocks trifft. Glücklicherweise begegnet er als nächstes dem Orang-Utan Weibchen namens Papaya, die ihm beim Gespräch eine saftige Orange anbietet, und ihn anschließend bis auf die obersten Baumwipfel begleitet. Dort schauen sie sich gemeinsam den Sonnenaufgang an. Nun hat Pongo nicht nur die ersehnte Sonne gefunden, sondern auch noch eine passende Freundin.
Ein Buch zum Freundefinden.
Pongo sucht die Sonne
von Jesse Hodgson
aus dem Englischen von Marc Schmid: Pongo
2014, Knesebeck Verlag, München, www.knesebeck-verlag.de
ab 3 Jahren
Herbst 2014: Wenn du einen Wal sehen willst
In der Ruhe liegt die Kraft ... Julie Fogliano und Erin E. Stead haben ein wundervolles Bilderbuch geschaffen, um die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen und sich seinen Tag- oder Nachtträumen hinzugeben. Bilder und Texte sind unglaublich poetisch und einfühlsam, so dass sie Vorleser und Zuhörer in ihren Bann ziehen. Dafür stand das Buch auch bereits auf der New-York-Times-Bestsellerliste, hier gibt es den englischen Buchtrailer.
"Wenn du einen Wal sehen willst,
brauchst du ein Fenster, ein Meer
und Zeit um zu warten,
Zeit, um zu schauen ..."
Ein Junge mit roten Haaren und einem blau-weiß gestreiften Shirt sitzt zu Beginn des Buchs barfuß auf einem Hocker und schaut durch ein großes Fenster auf das weite Meer, wo gerade ein Segelboot vorbeifährt. Seine folgende Anleitung, wie man Wale beobachten kann, wird nun philosophisch, denn man darf sich nicht ablenken lassen durch die eigene Müdigkeit oder schöne Rosen. Er begibt sich nun nach draußen, um ganz entspannt auf einem Holzsteg nach einem vorbeisegelnden Boot zu schauen, auf einem Holzpfahl einen Pelikan zu beobachten, im hohen Gras die kleinen Insekten aufzufinden und im Himmel Wolken zu betrachten. Doch dann besinnt er sich seiner eigentlichen Aufgabe.
"Wenn du einen Wal sehen willst,
richte beide Augen aufs Meer
und warte ...
und warte ...
und warte ..."
Er rudert nun mitsamt seinem Hund und einem kleinen Vogel aufs Meer, wo er tatsächlich einem riesigen, alten Wal begegnet.
Ein Buch zum Entspannen.
Wenn du einen Wal sehen willst
von Julie Fogliano (Text) und Erin E. Stead (Bild)
aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn: if you want to see a whale
2014, Fischer Sauerländer Verlag, Frankfurt am Main, www.fischerverlage.de
ab 4 Jahren
23. Februar 2015
Extra: Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit
"Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein Grundrecht der Aufklärung und darf zu keiner Zeit verhandelbar sein. Wir brauchen eine offene Gesellschaft wie die Luft zum Atmen. Wir brauchen den Respekt voreinander, gleich welcher Überzeugung, Religion, Herkunft oder Hautfarbe. Wir treten dafür ein, dass die Meinungsfreiheit respektiert und verteidigt wird. Wir wehren uns mit Stift und Pinsel." (Aladin Verlag)
Klaus Humann, Verleger des Hamburger Aladin Verlags, hat im Nachgang des Attentats auf die Pariser "Charlie Hebdo"-Redaktion vom 7. Januar 2015 Zeichner aufgerufen, die Freiheit der Meinungsäußerung einzuklagen. 29 Illustratoren (aus sechs Ländern) haben mit ihren eindrücklichen Bildern geantwortet. Nicht nur von ihnen sondern auch von Andreas Platthaus (stellvertretender Feuilletonchef der FAZ), der die Einleitung "Zweierlei Blei" verfasste, wird der Bleistift zum Symbol des Buchs voller persönlicher und nachdenklicher Bilder:
"Ein Wort, das schwer klingt, aber ein Werkzeug, das zerbrechlich ist."
Jutta Bauer (sieh auch Die Königin der Farben und Juli!) lässt die bekannten Bilderbuch-Helden voller Trauer auf Vorder- und Rückseite des Buches marschieren. Im Inneren folgt Ole Könnecke mit einem (für uns rhetorischen!) Fragespiel mit seinen Figuren Lester und Bob. Christoph Niemann (siehe auch Der Kartoffelkönig und Petting Zoo Memo Game) zeigt eine Trauerblume aus Bleistift-Spitzresten. Mein persönlicher Favorit sind die mit bunter Farbe hantierenden Terroristen von Larissa Bertonasco (S.12) - sie geben einen Funken Hoffnung. Alle Erlöse des einmaligen Buchprojekts gehen an das "Writers-in-Prison"-Programm des PEN (Poets-Essayists-Novelists), welches am Ende des Buches beschrieben wird.
Hier ist die (alphabetische) Liste aller Künstler, die sich beteiligt haben:
ATAK, Jutta Bauer, Larissa Bertonasco, Quint Buchholz, Flix, Bob Grahan, Nikolaus Heidelbach, David Hughes, Janosch, Joelle Jolivet, Ulf K., Regina Kehn, Reinhard Kleist, Ole Könnecke, Isabel Kreitz, Marine Ludin, Ulli Lust, Hildegard Müller, Thomas M. Müller, Christoph Niemann, Moni Port, Chris Riddell, Axel Scheffler, Peter Sis, Ralph Steadman, Philip Waechter, David Wiesner, Sabine Wilharm, Barbara Yelin.
Ein Buch zum Ausrufen: Je suis Charlie!
Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit
eingeleitet von Andreas Platthaus
herausgegeben von Klaus Humann
mit Bildern von 29 Zeichnern
2015, Aladin Verlag, Hamburg, www.aladin-verlag.de
Herbst 2014: König Nesselbart
Dieses Bilderbuch hat eine wunderbare Entstehungsgeschichte, die in dem Blog der Autorin Maria Wiesner Das Mädel vom Land, welcher sich um "Geschmackssachen, (Ess-)Geschichten und Ernährungsgrübeleien" dreht, ganz wunderbar und persönlich erzählt wird. Herausgekommen ist ein außergewöhnliches Buch von zwei Neulingen, als Illustratorin kam Karoline Neubauer noch ins Boot. Die märchenhafte Geschichte rund um das Thema Genuss wird von lebhften Collagen aus Fotos und Papierschnipseln sowie bunten Zeichnungen bebildert.
"In einem kleinen, unbekannten Land lebte einst ein König. Sein Name war Nesselbart."
Der König Nesselbart hat ein grünes Gesicht, "wie Erbsensuppe" und einen Bart aus Brennnesseln, dementsprechend böse und griesgrämig ist er auch. Sein Volk hat sehr unter ihm zu leiden, denn er verbietet alles, was Spaß macht (z.B. Lachen und Spielen). Nachdem alle seine Untertanen und die letzten Bediensteten (die Köchen und der Kammerdiener) ihn verlassen haben, gibt es nur noch Dosenessen, was ihn noch grantiger macht. Da beschließt er wenigstens eine Köchin wieder anzustellen und begegnet der Wanderin Rosine, die er kurzerhand zur Hofköchin macht - obwohl sie keinerlei Ahnung hat. Rosine besinnt sich nach vielen Fehlschlägen auf die Pflanzen, die ihr beim Wandern begegnet waren: "Beeren und Samen, Blumen und Kräuter - auch Brennnesseln waren dabei." So macht sie sich eines Nachts daran, ein paar Nesseln vom Bart des Königs abzuschneiden, um daraus Brot zu backen. Und siehe da, Brot und selbstgemachte Marmelade schmecken dem König vorzüglich, so dass ihm an Stelle der abgeschnittenen Nesseln plötzlich ein Gänseblümchen wächst! Je mehr er von den neuen Speisen probiert, desto mehr Blumen wachsen an seinem Kinn und desto mehr grün verschwindet aus seinem Gesicht. Da fühlt er sich endlich wieder glücklich und beschließt alle Verbote und Gesetze zurückzunehmen, damit die Menschen wieder in sein Land ziehen. Und wenn sie nicht gestorben sind ...
Ein Buch zum Genießen.
König Nesselbart
von Maria Wieser (Text) und Karoline Neubauer (Bild)
nach einer Idee von Sabine Wieser
2014, Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck, www.tyrolia-verlag.at
ab 4 Jahren
17. Februar 2015
Herbst 2014: Heute Nacht war ich ein Tiger
Für dieses traumwandlerische Bilderbuch haben sich der erfolgreiche Autor Heinz Janisch (siehe auch Schenk mir Flügel) und die außergewöhnliche Ilustratorin Linda Wolfsgruber (siehe auch Der Elefant und der Schmetterling) zusammen getan. Herausgekommen ist ein Kunstwerk für kleine Zuhörer und große Vorleser, welches unsere phantasievollen, manchmal auch verrückten, Traumbilder in die Wirklichkeit holt. So können wir, nicht nur an Fasching/Karneval, hin und wieder in eine andere Haut schlüpfen. Die in gedeckten Farben gehaltenen Illustrationen sind eine Mischung aus Tuschezeichnung und Aquarell und verbinden wunderbar die reale mit der erträumten Welt. Jedes Kind kann nun im Lauf des Lesens seine eigene Traumfigur hinzufügen.
Normalerweise verschwinden unsere Traumbilder beim Aufwachen
"Manchmal aber bleiben die Träume bei uns.
Sie werden sichtbar, gehen mit uns hinein in den neuen Tag ..."
Nach dieser Einleitung beginnt eine Sammlung an Traumszenarien verschiedener Kinder, die immer einen kleinen Bezug zur Realität haben. "Maria war eine gefeierte Seiltänzerin" über den Dächern ihrer Stadt, "Achmed war ein großer Vogel" mit seinem Ranzen auf dem Rücken, "Walter war heute Nacht ein Tiger" mit einem riesigen Körper im Vergleich zu den umliegenden Häusern ... "Miriam konnte quer in der Luft liegen" beim Schwimmen im Freibad.
Zum Abschluss meldet sich wieder der Autor dem Einleitungstext, doch diesmal führt er uns am zurück in das Land der Träume:
"Bis ein neuer Traum neue Geschichten erzählt."
Ein Buch zum Aufwachen und Einschlafen.
Heute Nacht war ich ein Tiger
von Heinz Janisch (Text) und Linda Wolfsgruber (Bild)
2014, Luftschacht Verlag, Wien, www.luftschacht.com
ab 3 Jahren
16. Februar 2015
Bildersachbuch: Echt wahr?
Die Erfinderin der Bilderbuch-Frage-Bücher, Antje Damm (siehe auch Ist 7 viel?), regt wieder einmal zum Diskutieren und Philiosophieren an. Dieses Mal geht es um das, nicht unkomplizierte, Thema Lüge (und Wahrheit). Dazu bietet sie "52 Gelegenheiten" in Form von eigenen Zeichnungen, Fotos, Collagen und kurzen Texten. Neben den Fragen oder Stichworten, die sie auf jeder Doppelseite zu einem bestimmten Schwerpunkt gibt, enthält das Büchlein auch hin und wieder informative Texte, bei denen selbst die Erwachsenen noch etwas lernen können.
Wer wusste z.B., dass die Fachwerk-Fassaden auf dem Frankfurter Römerberg nur Kulissen sind und sich dahinter moderne Stahlbeton-Häuser aus den 80er Jahren verstecken? Nach dieser Information bietet sie folgende Diskussionsgrundlage: "Die Frankfurter Bürger diskutieren bis heute, ob das falsch oder richtig war. Was meinst du?"
Nicht alle Fragen können schon von Vorschulkindern beantwortet werden, aber trotzdem werden alle Zuhörer genügend Anknüpfungspunkte haben, um anschließend eine eigene Meinung zu finden. So wächst das Buch mit dem Alter der Kinder und hilft auch an der ein oder anderen Stelle den Eltern und Erziehern/Lehrern, um einfacher über schmerzliche Erfahrungen im Kita- oder Schulalltag ins Gespräch zu kommen.
Ein Buch zum Reden.
Echt wahr?
von Antje Damm
2014, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de
ab 5 Jahren
9. Februar 2015
Herbst 2014: Rotkäppchen + Der gestiefelte Kater
Märchen sind immer für eine Überraschung gut, wie diese zwei außergewöhnlichen Scherenschnitt-Leporellos zeigen. Es sind keine klassischen Vorlesebücher, denn ihr wahres Ich zeigen sie erst im Dunkeln. Taschenlampe an und schon entfaltet sich ein tolles Schattenspiel an der Wand!
Clementine Sourdais hat die einprägsamen Szenen von zwei bekannten Märchen der Brüder Grimm in Illustrationen/Scherenschnitte umgesetzt: Rotkäppchen und Der gestiefelte Kater. Beim Lesen/Vorlesen entfaltet sich das Bilder-Leporello Schritt-für-Schritt, bis am Ende die gesamte Geschichte vor uns aufgeblättert ist. Kurze Textpassagen auf jeder Seite helfen den Erwachsenen beim Erinnern und Erzählen der Märchen, doch die (kleine) Schrift tritt hier in den Hintergrund. Eigentlich geht es um das gemeinsame Erleben des klassischen Märchenstoffs.
Zwei Bücher zum Staunen.
Rotkäppchen + Der gestiefelte Kater
von Clementine Sourdais (Bild)
aus dem Französischen
2014, Kleine Gestalten, Berlin, www.gestalten.com
ab 3 Jahren
Herbst 2014: Die große Reise des kleinen Mouk
Mouk, der kleine Bär, eine Figur des französischen Illustrators Marc Boutavant, geht auf große Weltreise mit seinem kleinen roten Fahrrad. Glücklicherweise hat er Freunde in aller Welt, die er vor Reisebeginn via E-Mail über sein Kommen informiert hat. So findet er, egal wohin er reist, jemanden, der ihm die lokalen Besonderheit zeigt und erläutert. Das Buch ist eine Neuauflage des noch jungen Bilderbuch-Klassikers (ursprünglich im Hanser Verlag erschienen) und wurde aufwändig gestaltet und hergestellt. Vielschichtige bunte Wimmelbilder mit Comic-Anleihen werden von dem individuelle Handlettering von Michael Hau ergänzt. Das Buch hat ein wattiertes Hardcover und auf die beschichtete Seiten im Inneren können die wiederablösbaren Motive von dem beigelegten Stickerbogen aufgeklebt werden, um eigene Szenen zu kreieren.
Mouk bereist elf Länder, die alle in Form einer Weltkarte auf der Rückseite des Buchs abgebildet sind. Der Ausgangspunkt ist das heimische Frankreich, genauer gesagt Paris, wo er seine beiden Freunde Popo und Schawapa zurücklassen muss - und seinen Rucksack vergisst. Daher friert er etwas, als er im winterlichen Finnland (Lappland) ankommt. Im warmen Griechenland trifft er seine Freundin Elena und genießt mit ihr die Zeit am Mittelmeer. In der Sahara besteigt er eine Düne, die so hoch ist wie der Eiffelturm, und lernt die Tuareg kennen. Die nächsten Stationen in Afrika sind Burkina-Faso und Madagaskar, bevor er das trubelige Indien erreicht. Danach geht es weiter nach Osten: nach China, Australien und Japan, wo er die Zeit der Kirschblüte abgepasst hat. Auf der anderen Seite des Pazifiks folgen die peruanischen Anden, wo er vor Höhenkrankheit das Bewusstsein verliert. Ein Brillenbär rettet ihm das Leben, so dass er bis nach USA weiterreisen kann. Von New York ist er vollkommen begeistert, doch schon geht es mit Flugzeug und Fahrrad zurück nach Hause. Nach einer warmen Dusche und einem ausgiebigen Schläfchen im eigenen Bett, erzählt er Popo und Schawapa von seinen Abenteuern.
Ein Buch zum Weltbereisen.
Die große Reise des kleinen Mouk
von Marc Boutavant
aus dem Französischen von Michael Groenewald: Le tour du monde de Mouk
2014, Reprodukt, Berlin, www.reprodukt.com
ab 4 Jahren
Frühjahr 2014: Kleine Hausgeister
"Kleine Hausgeister" ... wer kennt sie nicht! Dreckige Fußspuren auf dem Teppich, Farbspritzer an der Wand, ausgequetschte Zahnpastatuben etc. Sonia Goldie hat in ihrem Buch die phantasievollen Charaktere und Geschichten der unterschiedlichsten Geister aufgeschrieben, die hinter diesen offensichtlichen alltäglichen Anzeichen stecken. Marc Boutavant hat die passenden liebenswürdigen Bilder dazu gezeichnet und coloriert. Nur mit leichten Umrissen versehen, findet sich auf jeder Seite ein hingehauchtes Gespenst. Ansonsten sieht es so aus wie bei uns zu Hause, oder?
Zu Beginn gibt es eine kurze comichafte Einleitung, in der ein Geist, mit Bärenanmutung, ein (klassisches) Schlossgespenst über ECHTE Gespenster aufklärt: "Also gut, es muss ja mal gesagt werden. Alles, was man über Gespenster erzählt, ist einfach lächerlich! Sie leben zum Beispiel nicht in Burgen und ziehen auch keine Eisenkugel an einer Kette hinter sich her!".
Als erster Hausgeist wird das "Gespenst im Kamin" vorgestellt, welches nicht weiß sonderm schwarz ist, und das sogenannte "Fernsehgespenst" kommt aus dem Fernsehgerät heraus, wenn zu lange ferngeschaut wird. Während das "Gemälde-Gespenst" bunte Fußspuren hinterlässt, ist das "Gespenst in der Bibliothek" schüchtern und kommt nur selten zwischen den Buchseiten hervor. Dann gibt es noch das hungrige "Gespenst in der Küche", das dreckige "Badezimmer-Gespenst", das dunkle "Gespenst der Nacht" sowie das neugierige "Eltern-Schlafzimmer-Gespenst". Das altmodische "Dachboden-Gespenst" stammt aus Großvaters Zeiten und das "Gespenst hinter dem Vorhang" ähnelt einem Schneemann. Vor der Haustür gibt es noch das naturliebende "Garten-Gespenst" und das mürrische "Gespenst der grauen Tage". Nun kann selber weitergesponnen werden, was sich für Geister im Haus verstecken, z.B. im Keller, in der Waschmaschine, im Telefon oder in der Garage.
Ein Buch zum Herumgeistern.
Kleine Hausgeister
von Sonia Goldie (Text) und Marc Boutavant (Bild)
aus dem Französischen von Odile Kennel: Fantomes des Maisons
2014, Kleine Gestalten, Berlin, www.gestalten.com
ab 4 Jahren
3. Februar 2015
Herbst 2014: Krah!
Über die Themen "Anderssein" und "Integration" gibt es eine Menge an realistischen Büchern, doch nun gibt es ein weiteres Beispiel aus der Tierwelt (siehe auch Oscar - Ein seltsamer Vogel oder Elmar und das Monster), welches bereits von den jüngsten Kindergartenkindern verstanden werden kann. Der gelernte Grafik-Designer Leo Timmers wurde in Belgien geboren und illustriert mittlerweile nicht nur fremde sondern auch eigene Geschichten. "Krah!" wurde im Dezember 2014 zum "Buch des Monats" von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. gewählt. Mal sehen, wer seine weiteren international preisgekrönten Bücher auf Deutsch herausbringen wird.
Krah, die (schwarze) Krähe ist einsam, kein anderer Vogel interessiert sich für sie. Eines Tages bemerkt sie, dass die anderen (bunten) Vögel sogar Angst vor ihr haben, weil sie so "pechschwarz" sei wie ein "böser Räuber". Da hat sie eine Idee: Krah besorgt sich bunte Farben und malt sich genauso an wie die anderen. Doch als blau-gelbe Meise, als rot-grüner Sittich sowie als pink-grauer Fink verjagt sie weiterhin ihre kleineren Artgenossen. Vor lauter Enttäuschung muss sie bitterlich weinen und die dicken Tränen waschen alle Farbschichten ab. Plötzlich kommen die echte Meise, der echte Sittich und der echte Fink zögerlich zu ihr geflogen, um zu fragen, ob die "Riesenmeise, der Lump von einem Sittich und der schreckliche Fink" weg seien. Als die Krähe dies bejaht, sind die anderen davon überzeugt, dass Krah die Bösewichte verjagt habe. Welch ein Glück, denn nun hat sie drei neue Freunde gefunden.
Ein Buch zum Freundefinden.
Krah!
von Leo Timmers
aus dem Niederländischen von Martin Rometsch: Kraai
2014, aracari Verlag, Zürich, www.aracari.ch
ab 3 Jahren
27. Januar 2015
Herbst 2014: Verzeihung!
Selbst die Kleinen können schon eine Prise schwarzen Humor vertragen und verstehen, wie dieses Bilderbuch von Daniel Mirayes mit wenigen Worten beweist. Es ist sein erstes Werk als Autor und Illustrator, für welches er in den USA bereits mit Jon Klassen (siehe auch Das ist nicht mein Hut und Dunkel) verglichen wurde. Wir können gespannt sein, was von ihm noch folgen wird - im Juni 2015 wird sein neuestes Werk "Float" erscheinen.
Ein kleiner gelber Vogel mit einem großen schwarzen Schnabel sitzt zufrieden auf einer kleinen Insel. Plötzlich gesellen sich mit einem kurzen Ausruf von "Verzeihung!" allerlei Gesellen aus der Luft und aus dem Wasser dazu, so dass es immer enger wird und er immer mürrischer wird. Als der Fuchs ihnen auch noch aus der Ferne zuruft: "Verzeihung, aber ihr sitzt auf einem ..." flippt der Vogel schließlich aus und verscheucht alle: "Selber Verzeihung! Aber das ist mein Nest! Und was ihr sagen wollt, ist mir egal! Haut endlich ab!" Hätte er doch besser einmal zugehört, was der Fuchs zu sagen hatte, denn sein Nest entpuppt sich mit der einbrechenden Nacht als ein gefräßiges Krokodil, dass ihn mit Haut und Federn (bis auf eine einzige) mit einem lauten Rülpser und dem Ausruf "Verzeihung." verschlingt.
Ein Buch zum Zuhören.
Verzeihung!
von Daniel Mirayes
aus dem Englischen von Salah Naoura: Pardon me!
2014, ellermann im Dressler Verlag, Hamburg, www.ellermann.de
ab 3 Jahren
Herbst 2014: Ein Tiger schnarcht in meinem Bett
Der Niederländer Guido van Genechten (siehe auch Mit Papa allein zu Haus) widmet sich in seinem neuen Bilderbuch wieder einmal den Kindergarten-Kindern. Dieses Mal geht es um die eigenständige Bewältigung von Albträumen. Mit kurzen Texten und traumhaften Bildern, in denen nur die beiden Hauptfiguren, ein kleiner Junge im Schlafanzug und ein schlafender Tiger, aus den monochromen Hintergundbildern hervortreten, werden die Vorleser und Zuhörer "Mitten in die Nacht" (so lautet der niederländische Originaltitel) versetzt.
Eines Nachts spürt der kleine Junge plötzlich den heißen Atem eines Sibirischen Tigers, der sich in sein Bett gekuschelt hat und tief schläft. Ohne lange nachzudenken schleppt er die "große Miezekatze"die Treppe hinunter und nach draußen in Richtung des Zoos. Leider verpasst er den letzten Tierbus und ein Taxi fährt auch einfach weiter, so dass er das schwere schlafende Tier schließlich mit einem kleinen Einkaufswagen durch das offene Zootor fahren muss. Glücklicherweise sind keine weiteren Tiere ausgerissen - alle schlafen friedlich in ihren Gehegen - nachdem er letzte Woche erst das Nilkrokodil zurückbringen musste. Tatsächlich schafft es der Junge, den Tiger mit eigener Kraft in den leeren Käfig zu bugsieren. Dann schließt er sicherheitshalber zweimal ab und nimmt den Schlüssel mit nach Hause, um ihn dort unter sein Kopfkissen zu stecken. Endlich kann er in Ruhe wieder einschlafen, mit seinem Kuscheltierhasen im Arm.
Ein Buch zum Ruhig(ein)schlafen.
Ein Tiger schnarcht in meinem Bett
von Guido van Genechten
aus dem Niederländischen von Meike Blatnik: Midden in de Nacht
2014, Annette Betz Verlag, Berlin, www.annettebetz.de
ab 3 Jahren
Herbst 2013: Der Baum der Erinnerung
Britta Teckentrup (siehe auch Manche sind anders) hat ein wunderbar feinfühliges Buch über den Tod und das Gedenken an einen Verstorbenen verfasst. In Erinnerung an ihre Großmutter sind eingängige Bilder entstanden, die eine bunte Welt der schönen Erinnerungen schaffen, anstatt in der Trauer unterzugehen. Wieder einmal haben ihre Drucke der verschiedenen Tiercharaktere eine unglaubliche Lebendigkeit trotz ihrer Abstraktheit. Dank der häufig verwendeten Farbe Orange erkennen auch die jüngeren Zuhörer den Bezug zum Fuchs bereits anhand der Illustrationen. Die passenden ruhigen Texte runden das einzigartige Bilderbuch ab.
Der alte Fuchs geht am Ende seines glücklichen Lebens zu seinem Lieblingsplatz, einer Lichtung im Wald, um sich dort in den Schnee zu legen und "für immer" einzuschlafen. Während der Schnee sanft auf ihn fällt, entdecken ihn die andere Tiere des Waldes, seine Freunde, und erinnern sich gemeinsam an all die schönen Erlebnisse, die sie gemeinsam hatten. Die Eule, die Maus, der Bär, der Hase und das Eichhörnchen lassen lauter bunte Bilder in ihren Herzen erscheinen, denn: "Der Fuchs war freundlich und hilfsbereit zu allen Tieren gewesen." Während die Tiere weiterreden, wächst nach und nach ein orangener Baum (der Erinnerung) aus dem Schnee an Stelle des Fuchses. Schließlich ist er der größte Baum des Waldes und bietet allen Tieren Schutz, den jungen wie den alten. "Und so lebte der Fuchs in ihren Herzen weiter, für immer."
Ein Buch zum Erinnern.
Der Baum der Erinnerung
von Britta Teckentrup
aus dem Englischen: The Memory Tree
2013, arsEdition, München, www.arsedition.de
ab 3 Jahren
Herbst 2014: Billy feiert Geburtstag
Passend zu den Vorbereitungen für das anstehende Faschingsfest ist das vierte Buch von Catharina Valckx über den sprechenden Hamster Billy erschienen (siehe auch Pfoten hoch! und Billy bei den Indianern). Denn dieses Mal geht es um eine Kostümparty, die Billy angesichts seines Geburtstags veranstaltet. Ach wie gut, dass man sich hinter einer Verkleidung so gut verstecken kann. Da gibt es keine natürlichen Feinde mehr!
Billy liebt Haselnüsse über alles, doch an seinem Geburtstag wünscht er sich von seinem Vater außerdem ein "Verkleidefest". Der ist gleich begeistert von der Idee und macht sich an die Organisation, während Billy seine Freunde einlädt: Hans-Peter und Helmut, die Regenwurmbrüder, Josefine, die Maus, sowie den großen Büffel. Doch plötzlich ist Helmut verschwunden und Billy macht sich große Sorgen um den kleinen Regenwurm, als er das Baumhaus von Jack, dem Geier, betritt. Tatsächlich hat dieser ebenfalls Geburtstag und auf seinem Esstisch liegt Helmut, damit er nicht alleine feiern muss. Da hat Billy eine Idee, er lädt den scheuen Jack zu seinem Kostümfest ein, denn dort erkennt ihn keiner, und im Gegenzug bekommt er Helmut zurück. Gesagt getan und schon wird es Zeit für die Party. Billy hat sich als Katze verkleidet (siehe Buchcover) und feiert ausgiebig mit seinen Gästen, bis Helmut erneut verschwindet! Glücklicherweise finden sie ihn schlafend in den Armen eines Gespenstes (mit Vogelkrallen). Selbstverständlich verrät er niemandem, wer sich hinter dem Kostüm versteckt, und genießt auf den Schreck den Sternenhimmel bei einer gerösteten Haselnuss und seinem besten Freund Hans-Peter. "Daf ift der befte Geburpftag vom beften Hamfter der Welt."
Ein Buch zum Verkleiden.
Billy feiert Geburtstag
von Catharina Valckx
aus dem Französischen von Julia Süßbrich: La fete de Billy
2014, Moritz Verlag, Frankfurt, www.moritzverlag.de
ab 3 Jahren
Herbst 2014: Mama Muh geht schwimmen
Die Bilderbuchserie über die Kuh namens Mama Muh und ihre Freundin die Krähe, von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist (den Erfinder von Petersson und Findus), geht in eine neue Runde. Der erste Band "Mama Muh schaukelt" erschien bereits 1993 auf Deutsch und hat seitdem viele Kinder erfreut. Dieses Mal hat sich die liebenswürdige Kuh in den Kopf gesetzt, das Schwimmabzeichen zu machen, und davon lässt sie sich nicht abbringen, auch nicht von der Krähe.
Gemeinsam mit ihrer Freundin Lina fährt Mama Muh mit dem Fahrrad ins Hallenbad, um zu rutschen und schwimmen zu lernen. Nachdem sie tatsächlich das Goldfisch-Schwimmabzeichen geschafft hat, ruht sie sich im Babybecken und in der Sauna aus. Nach der Rückkehr auf den Bauernhof zeigt sie der Krähe stolz das goldene Abzeichen. Statt sich darüber zu freuen, ist der Vogel traurig, da er selber nicht nass werden kann. Das stimmt auch die Kuh traurig und daher denkt sie sich gemeinsam mit Lina etwas Neues aus: das goldene Flugfisch-Abzeichen, für das man 25 Meter durch die Luft fliegen und einmal abtauchen muss. Voller Selbsbewusstsein zeigt die Krähe ihr Können in der Luft und führt vor den Augen der Kühe diverse Kunststücke auf. Stolz wie Oskar empfängt sie danach ihr Abzeichen.
Ein Buch zum Selbstvertrauen.
Mama Muh geht schwimmen
von Jujja Wieslander (Text) und Sven Nordqvist (Bild)
aus dem Schwedischen von Maike Dörries: Mamma Mu simmar
2014, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, www.oetinger.de
ab 4 Jahren
26. Januar 2015
Herbst 2014: Elmar und das Monster
Der mittlerweile 80-Jährige David McKee scheint ein unergründliches Reservoir an Geschichten über Elmar, den bunt karierten Elefanten, zu haben (siehe auch Elmar und Elmar besucht die Wale). Diesmal beweist der liebenswerte Elefant, der so anders aussieht als alle anderen Tiere, dass er nicht nur hilfsbereit sondern auch mutig ist.
Eines Morgens ertönt ein fürchterliches Gebrüll aus dem Urwald, so dass alle kleinen Tiere die Flucht ergreifen. Sowohl die Vögel als auch die Affen sind davon überzeugt, dass es ein Monster ist, doch Elmar spaziert einfach weiter. Als auch der Tiger und die Krokodile vor dem Gebrüll wegrennen, wird Elmars Interesse geweckt. Statt umzukehren geht er vorsichtig weiter. Sowohl der Löwe als auch die anderen Elefanten bekommen als nächstes Angst vor dem "Monster", doch Elmar lässt sich nicht beirren. Auf einer Lichtung entdeckt er schließlich ein kleines "wuscheliges blaues Etwas", das auf einem Felsen sitzt und weint. Aus Angst vor den Geräuschen der anderen Tiere traut sich Blaubert nicht auf den Heimweg und muss immer wieder laut brüllen. Da bietet ihm Elmar seine Hilfe beim Durchqueren des Urwaldes an und beweist sowohl den Tieren als auch Blaubert, dass sich keiner mehr fürchten muss. "Das war ganz schön dumm von euch allen - aber auch ganz schön lustig." Da müssen Blaubert und die Tiere selber lachen und begleiten die beiden einen Teil des Weges.
Ein Buch zum Mutigsein.
Elmar und das Monster
von David McKee
aus dem Englischen von Stefan Wendel: Elmer and the Monster
2014, Thienemann, Stuttgart, www.thienemann.de
ab 3 Jahren
Herbst 2014: Die Abenteuer von Lester und Bob
Ungleiche Freunde sind immer ein Buch wert, wenn sich die Meister des Bilderbuchs an dem Thema versuchen (siehe auch Gordon und Tapir). Ole Könnecke hat ein wunderbares Paar geschaffen: die schnatternde Ente Lester und den geruhsamen Bären Bob. Nach einer kurzen Einleitung in die beiden Charaktere folgen sechs Abenteuer über die verzwickte Freundschaft, die für Zuhörer und Leser jeden Alters eine besondere Komik hat. Auf der linken Seite steht immer der kurze Textblock und ein buntes Comic-Bild füllt die rechte Seite. Der hintergründige Charme der Texte kann erst durch die Verbindung zum Bild verstanden werden.
In dem ersten Abenteuer mit dem Titel "Lester spielt mit" schminkt sich der furchtlose Lester als Krokodil (ganz grün), um mit den Krokodilen, die den Bouleplatz belegt haben, zu spielen. Alles geht gut, bis es anfängt zu regnen und der skeptische Bob, der den Regen vorhergesagt hatte, recht bekommt. Langsam wird Lester durch die Regentropfen wieder sichtbar zu einer Ente und nur sein schneller Spurt rettet ihn vor den gefrässigen Mitspielern. "Das Lester ein Boulespieler von Weltformat ist, wusste Bob. Aber dass er auch noch wahnsinnig schnell laufen kann, ist ihm neu."
Dass Bob ein guter Kuchenbäcker ist und Lester ein leidenschaftlicher Kuchenesser zeigt sich in den folgenden Geschichten. Nicht immer ist der Bär zu Beginn darüber erfreut, aber am Ende spielt ist er immer glücklich darüber, seinem (hungrigen) Freund helfen zu können. "Es ist gut, einen Freund wie dich zu haben", sagt Lester und das findet Bob auch. Doch auch die Ente kann dem Bären helfen, indem sie ihm das richtige Kostüm für eine Preisverleihung zeigt (einen Cowboyhut mit gepunktetem Tuch!) oder ihn mit seiner "Schlechte-Laune-Maske" aufheitert. Nachdem die Ente Dank einiger Lufballons von dem Bären am Ende des vorletzten Abenteuers plötzlich in die Lüfte steigt, landet sie zum Abschluss des Buchs glücklicherweise wieder auf der Erde, auch wenn es mitten in Bobs Schneente ist. Hauptsache der Freund ist wieder da. Ende gut ... alles gut ... so kann es weitergehen.
"Gleich werden die beiden Freunde Schokoladenkuchen essen und Lester wird spannende Geschichten erzählen und Bob wird ihm kein Wort glauben. Bob ist froh, dass Lester wieder da ist."
Ein Buch zum Freundschaftenpflegen.
Lester und Bob
von Ole Könnecke
2014, Aladin Verlag, Hamburg, www.aladin-verlag.de
ab 5 Jahren
Herbst 2014: Gordon und Tapir
Sebastian Meschenmoser, der Meister des Bunstiftes (siehe auch Der Fall Lori Plump) ist zurück und er hat zwei neue Tierfiguren mitgebracht: Gordon, den Pinguin, und Tapir. Diese lustige Geschichte über die zwei ungleichen Freunde (in bunten Bildern) hat auch eine traurige (pädagogische?) Seite (in Grautönen), die davon handelt, dass zwei Menschen, auch wenn sie sich mögen, nicht zusammenleben können. Trotzdem kann genau die Gegensätzlichkeit eine Freundschaft beflügeln.
Gordon, der sehr auf Ordnung bedacht ist, und Tapir, der das wilde Leben liebt, leben in einer Wohngemeinschaft. Wie so oft vermisst Gordon auf der Toilette das Klopapier, und findet dieses in Form von Lianen Zimmer seines Mitbewohners, das einem Dschungel ähnelt. Auch als Turban hat er es sich auf den Kopf gesteckt, während er genüsslich seinen karibischen Eisbecher futtert. Da wird es ihm zu bunt und er beschwert sich lauthals über das klebrige Obst, die lauten Vögel und den fehlenden Einsatz im Haushalt. Auch Tapirs Freundin, ein Nilpferd, das dauerhaft die Badewanne belegt, geht ihm gehörig auf den Geist. Das will Tapir nicht auf sich sitzen lassen und führt dem Pinguin dessen Eigenheiten vor: die übertriebene Ordnung im Vorratsschrank, die stinkenden Fischabfälle und den elitären Schach-Club. Über Nacht entscheidet sich Gordon auszuziehen, um seine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen, doch gleichzeitig lädt er Tapir ein, ihn in der neuen Wohnung zu besuchen: Es ist ein kühles Loft mit Designermöbeln. Im Gegenzug lädt Tapir den Pinguin zu einer rauschenden Dschungel-Party ein, bei der Gordon bis zuletzt ausgelassen feiert und zum krönenden Abschluss mit einem Klopapier-Turban zufrieden auf dem Sofa sitzt.
Ein Buch zum Freundschaftenpflegen.
Gordon und Tapir
von Sebastian Meschenmoser
2014, Esslinger, Stuttgart, www.thienemann-esslinger.de
ab 4 Jahren
Herbst 2014: Familie Maus im Schnee
Leider ist der Schnee vom Wochenende bei uns nicht liegen geblieben, aber dafür wurde dieses herrlich nostalgische Buch (die japanische Originalausgabe erschien bereits vor 30 Jahren) vorgelesen beim Anblick der fallenden Schneeflocken. Die bunten großformatigen Zeichnungen und die gereimten Zweizeiler von Kazuo Iwamura sind zeitlos und erfreuen Klein und Groß. Familie Maus, bestehend aus Opa, Oma, Papa, Mama und den 10 Mäusekindern, ist eine gut funktionierende Großfamilie, in der jeder seine Aufgaben hat und in der mit viel Liebe gebastelt und gekocht wird. Doch auch das vergnügliche Spielen darf nicht fehlen!
"Draußen ist es bitterkalt
und der Sturm braust durch den Wald.
Ja nun ist es Winterzeit,
und es schneit und schneit und schneit."
Familie Maus lebt in einer Höhle unter einem dicken Baum. Dort haben Sie es trotz der kalten Jahreszeit warm und gemütlich. Ganz fleißig bauen sie Schlitten, basteln an einem Brettspiel und machen Hefeklöße. Nach dem gemeinsamen Essen wird erst einmal das neue Spiel ausprobiert (oder geschlafen), aber mit den ersten Sonnenstrahlen geht es raus in den Schnee. Die Schlittenfahrt an der frischen Luft erfreut alle, auch wenn es kleine Unfälle gibt, doch dann beginnt es wieder zu schneien und die Familie geht zurück ins warme Heim.
"Dieser Tag hat´s voll gebracht!
Mäuseschneemann, gute Nacht!"
Ein Buch zum Wohlfühlen.
Familie Maus im Schnee
von Kazuo Iwamura
aus dem Japanischen von Hana Christen und Rose Pflock: Juyonhiki no Samui Fuyu
2014, NordSüd Verlag, Zürich, www.nord-sued.com
ab 3 Jahren
20. Januar 2015
Herbst 2014: Das große Lieselotte Geschichtenbuch
Auf Grund des großen Erfolgs von Alexander Steffensmeiers Geschichten rund um die Kuh Lieselotte (siehe Lieselotte sucht, Lieselotte ist krank und Lieselotte macht Urlaub) hat der Verlag Fischer Sauerländer nun den ersten Sammelband mit den beliebtesten Abenteuern herausgebracht: Lieselotte lauert, Lieselotte sucht einen Schatz und Lieselotte bleibt wach. Wer die Bilderbücher über die ungewöhnliche Kuh, die gerne Post austrägt, noch nicht kennt, sollte sich dieses Geschichtenbuch dringend besorgen.
Das große Lieselotte Geschichtenbuch
von Alexander Steffensmeier
2014, Fischer Sauerländer, Frankfurt, www.fischerverlage.de
ab 3 Jahren
Herbst 2014: Lieselotte sucht
Die Kuh Lieselotte ist wieder da (siehe auch Lieselotte ist krank), mit einem neuen Bilderbuch rund um ihre Lieblingsbeschäftigung: das Austragen von Post. Wieder einmal ist es Alexander Steffensmeier gelungen, eine runde Geschichte zu Papier zu bringen, die Vorleser und Zuhörer erfreut und zum Lachen bringt. In seinen lebhaften Bildern können immer wieder neue Details entdeckt werden, so dass es niemals langweilig wird.
Lieselotte und der Postbote haben viel zu tun. Eine große Menge an Paketen muss ausgeliefert werden und mit dabei ist auch eines für die Bäuerin. So klappern sie reihum die Bewohner des Dorfes ab: Onkel Erwin, den Tierarzt, die Bürgermeisterin, den Wirt vom Gasthaus, Kieselkötters Käthe und auch für den Postboten ist eines dabei. Nachdem die Bäuerin Zucker zum Marmeladekochen eingekauft hat, entdeckt sie plötzlich neben dem Traktor ihr Paket und freut sich. Nun ist der Leser einen Schritt voraus, denn gleichzeitig stellen der Postbote und Lieselotte auf dem Bauernhof fest, dass sie das Paket für die Bäuerin verloren haben. Schnell kehren sie zurück ins Dorf zu allen bisherigen Empfängern, um es zu suchen. Selbstverständlich finden sie auch im Postamt nicht das gesuchte Paket mit den Einmachgläsern. Da hat die Kuh eine Idee: Sie sammeln bei allen Dorfbewohnern Gläser ein, leeren und spülen diese und verpacken sie in einen neuen Karton. Als sie diesen bei der Bäuerin ausliefern, freut sie sich über das Geschenk der beiden und klärt darüber auf, dass sie das ursprüngliche Paket bereits gefunden habe. Da sind die Postausträger verdutzt, aber sie freuen sich über die angebotene Stärkung mit Erdbeermarmelade, auch wenn sie schon satt sind vom Leeren der neuen Gläser.
Ein Buch zum Postspielen.
Lieselotte sucht
von Alexander Steffensmeier
2014, Fischer Sauerländer, Frankfurt, www.fischerverlage.de
ab 3 Jahren
Herbst 2014/Klassiker: Wir Kinder aus Bullerbü
Ähnlich zu den Pippi-Langstrumpf-Bänden, die bereits mit farbigen Bildern von Katrin Engelking neuaufgelegt wurden, folgt nun auch die erste Geschichten-Sammlung aus Bullerbü (1947 erstmals in Schweden erschienen). Es scheint, als kämen die Astrid Lindgren Klassiker dadurch der heutigen Kinder-Welt näher und werden den eifrigen Zuhörern deutlicher und menschlicher vor Augen geführt. Natürlich bedingt dies auch, dass ein jüngerer Zuhörerkreis Zugang zu diesen Geschichten findet, auch wenn die Protagonisten bereits 7 Jahre und älter sind.
Auf dem Nord-, Mittel- und Südhof in dem Dorf Bullerbü wohnen viele, fast gleichaltrige, Kinder. Aus der Sicht von Lisa, einem 7-jährigen Mädchen mit zwei älteren Brüdern, wird der Alltag in dem dörflichen Idyll in Schweden beschrieben. Einmal quer durchs Jahr werden die Ereignisse und Abenteuer beschrieben, die trotz einiger Überraschungen eigentlich immer gut ausgehen. Es beginnt mit Lisas 8. Geburtstag, an dem sie ein eigenes Zimmer bekommt und endet mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest und dem Ausruf: "Oh, wie haben wir es schön in Bullerbü."
Ein Buch zum Gernhaben.
Wir Kinder aus Bullerbü
von Astrid Lindgren (Text) und Katrin Engelking (Bild)
aus dem Schwedischen von Else Hollander-Lossow: Alla vi barn i Bullerbyn
2014, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, www.oetinger.de
ab 5 Jahren
Herbst 2014: Das kleine Farben-Einmaleins (Mehrsprachige Ausgabe)
Im Rahmen des österreischischen Buchstart-Programms zur frühen Leseföderung (ähnlich zum deutschen Lesestart-Programm) entstand diese mehrsprachige Ausgabe des "kleinen Farben-Einmaleins". Neben der deutschen Fassung, die bereits 2012 herausgebracht wurde, gibt es nun auch Texte auf Kroatisch-Bosnisch-Serbisch-Montenegrinisch, Türkisch, Italienisch und Englisch, die nicht einer wortwörtlichen Übersetzung entsprechen sondern vielmehr eine literarische und kulturelle Ebene der jeweiligen Sprache darstellen. Damit wird nicht nur das frühe Lesen gefördert sondern auch die Auseinandersetzung mit einer anderen Sprache und einem anderen Kulturkreis: ein wirklich hervorragender Beitrag zur Integration zu einem frühen Zeitpunkt im Leben!
Inhaltlich geht es bei den Bildern und Reimen, um die Einführung der Farben und Zahlen von 1 bis 7. Dies geschieht mit Hilfe von einem kleinen (weißen) Menschenkind und von diversen bekannten Tieren. Auf jeder Doppelseite wird der Zuhörer und Zuschauer Dank der vielschichtigen Bilder eingeladen, weitere Geschichten zu entdecken.
"1 mal Weiß schlüpft aus dem Bett,
berührt den Boden seiner Welt
mit Katze, Frosch und einem Buch,
ins Zimmer strömt Kakogeruch."
In der ersten Szene steigt das Kind in seinem weißen Schlafanzug aus dem Bett mit einem Buch unterm Arm und einem Spielzeug-Frosch in der Hand, während die Hauskatze zuschaut und der Kuschel-Löwe am Bücherregal lehnt. In einem Hausschuh streckt und reckt sich die kleine Maus, die von nun an einen roten Faden durch alle Seiten darstellt. Mit der 2 werden gelbe Löwen vorgestellt, mit der 3 folgen grüne Frösche und mit der 4 erscheinen die rosaroten Flamingos. 5 schwarz und weiße Katzen und 6 blaue und violette Hühner vervollständigen das Bild. Zum Abschluss fliegen das Kind und die Tiere auf Büchern durch eine rote Traumwelt.
"Wunderschönes Rot mal 7
wird durch deine Träume fliegen,
schwebend auf Geschichtenseiten
durch die Nacht zum Morgen gleiten."
Ein Buch zum gemeinsam Lesen und Träumen.
Das kleine Farben-Einmaleins (Mehrsprachige Ausgabe)
von Reinhard Ehgartner (Text) und Helga Bansch (Bild)
2014, Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck, www.tyrolia-verlag.at
ab 3 Jahren
Herbst 2014: Eine lange Straße lang
Endlich ist das erste Bilderbuch des kanadischen Designers und Illustrators Frank Viva auf Deutsch erschienen. Auf Anhieb schaffte er es mit der englischen Originalausgabe auf die Liste der "The New York Times – 10 Best Illustrated Books of 2011" und ließ seitdem zwei weitere folgen (siehe A Long Way Away und Young Frank, Architect). Seine Cover für den New Yorker und die Illustrationen für die New York Times sind bei vielen Erwachsenen beliebt, so dass auch seine Bilderbücher ein ähnliches Publikum erreichen. Die deutsche Ausgabe wurde vom Diogenes Verlag sehr edel herausgebracht: Sowohl der Schutzumschlag, die durchgängig gefärbten Seiten und die lackierte Straße sind herausragend, so dass es auch als Kunstbuch behandelt werden könnte. Gleichwohl überzeugen die eingängigen Bilder mit deutlichem "Retro-Charme" und die lebhafte Geschichte des Fahrradliebhabers Viva auch (und insbesondere) Kinderherzen.
"Eine lange Straße lang ..." macht sich der Radfahrer auf seinen rasanten Weg: von einem Wäldchen am Meer, bergauf, an einer kleinen Stadt vorbei und wieder bergab. Auf der Strecke wird er von diversen Tieren begleitet (Schmetterling, Schnecke, Vogel) und von lauter Menschen gegrüßt (Traktorfahrer, Badender). Dann geht es in einen dunklen Tunnel, wieder hinaus und in die große Stadt hinein: über eine Brücke und an Läden vorbei, bis ihn ein Apfel auf der Straße zum Halten zwingt. Doch im Anschluss daran geht es immer schneller bis zu seinem Ausgangspunkt, wo mittlerweile der Mond aufgegangen ist und eine Fledermaus ihre Runden zieht.
Ein Buch zum Mitradeln.
Eine lange Straße lang
von Frank Viva
aus dem Englischen: Along a long road
2014, Diogenes Verlag, Zürich, www.diogenes.ch
ab 3 Jahren
13. Januar 2015
Extra: Der Karneval der Tiere
Bereits 2002 erschien das erste Musikbilderbuch "Der Karneval der Tiere" (mit Begleit-CD) von dem österreichischen Musiker (und Erzähler) Marko Simsa im Annette Betz Verlag. Doch nun ist dem Verlag eine herausragende "Neuauflage" gelungen mit der Neueinspielung der Musik von der Camerata Wien (2013) und den Phantasie anregenden Illustrationen von Ulrike Möltgen (siehe auch Die Weihnachtsgeschichte). Während die Kinder (und Erwachsenen) der wunderbaren klassischen Musik und der kindgerechten Geschichte lauschen, können sie in den bunten Collagen aus Papierschnipseln, Wollfäden, Buchstaben und Zahlen immer wieder neue Bezüge entdecken und ihren Gedanken freien Lauf lassen. Zum Abschluss erläutert Simsa anhand von Klangbeispielen alle Instrumente, die an dem Konzert beteiligt waren.
"Zwei Affenkinder sind schon riesig aufgeregt: Heute wird der Karneval der Tiere gefeiert!"
Das bunte Programm für die anwesenden Tierkinder beginnt mit dem würdevollen Auftritt der Löwen, dann folgen die verrückten Hühner und Hähne und die wilden Eseln. Der langsame Tanz der Schildkröten wird von dem "Stampfertanz" der Elefanten abgelöst und bei der anschließenden Känguru-Aufführung werden sogar die anwesenden Affenkinder einbezogen. Nach den Fischen starten die Esel mit ihrem Chor, bevor die Kuckucke und Vögel einstimmen. Die ganze Affenfamilie spielt Klavier und Xylofon, bevor der Schwan als letztes alleine auftreten darf. Als Höhepunkt des Karnevals kommt das wilde Finale mit allen Künstlern - die Tierkinder sind am Ende vollkommen erschöpft.
"Es war wirklich ein schönes Fest."
Ein Buch zum Lauschen und Genießen.
Der Karneval der Tiere
von Marko Simsa (Texte und CD) und Ulrike Möltgen (Bild)
2014, Annette Betz Verlag, Berlin, www.musikbilderbuch.de
ab 4 Jahren
12. Januar 2015
Herbst 2014: Zehn kleine Hexenkinder
Erhard Dietl, der Erfinder der Olchis, hat sich mit dem Autor Uwe-Michael Gutzschhahn zusammengetan, um eine sehr gelungene Variation des Abzählreims "Zehn kleine ..." in Buchform herauszubringen. Statt der ursprünglichen "Negerlein" sind es die allseits beliebten Hexen(kinder), welche lauter Unsinn machen und dafür nach und nach von den Buchseiten verschwinden müssen. Dietls bunte Bilder bringen die an sich tragischen Unfälle auf eine lustige Art und Weise zu Papier. Auf jeder Doppelseite wird links die jeweilige Zahl in Ziffernschreibweise eingeführt und das Hexenkind noch wohlbehalten gezeigt, welches sich in der Szene auf der rechten Seite verabschieden muss. Vierzeilige Reime bilden den dazu passenden Text. Die zuhörenden Kinder können neben dem Spaß an der Geschichte lernen, von 10 bis 1 runterzuzählen, und die vorlesenden Erwachsenen können an der ein oder anderen Stelle einfließen lassen, was z.B. passiert, wenn man mit Feuer spielt (siehe auch Alle Kinder).
"10 kleine Hexenkinder
tanzten um die Bäume.
Das eine sah vor Schwärze nichts,
da waren´s nur noch neune."
Ein weiteres Hexenkind fängt Feuer mit seinem Hut, eins verwandelt sich in einen Frosch und das nächste in eine Fliege. Dann wird ein Kind von einem Molch gebissen und das folgende stürzt mit einem zerbrochenen Besen ab. Ein Hexenkind traut sich nicht über einen Abgrund, das andere schrumpft beim Hexen und das vorletzte springt in ein Kellerloch. Ganz allein begibt sich das letzte Kind zum Beichten auf den Arm seiner Mama, welche glücklicherweise den passenden Spruch kennt, um alle Spielfreundinnnen wieder herbeizuzaubern.
Ein Buch zum Reimen und Zaubern.
Zehn kleine Hexenkinder
von Uwe-Michael Gutzschhahn (Text) und Erhard Dietl (Bild)
2014, Bastei Lübbe AG, Köln, www.boje-verlag.de
ab 3 Jahren
Frühjahr 2014: Aldo und der Sommer
Kein Schnee und keine Sonne weit und breit, da kann man schon mal vom Sommer träumen! Bei der grünen Echse Aldo, entworfen von der Französin Magali Bonniol (siehe auch In der Nacht ...), läuft es meist anders als geplant, aber trotzdem genießt sie in drei kurzen Geschichten die warme Jahreszeit mit ihrer Freundin Josette.
In der ersten Geschichte sucht Aldo verzweifelt einen Ort, um sich in Ruhe zu sonnen. Zuerst liegt er in einer Ameisenstraße, dann auf einem Maulwurfhügel, bis er schließlich am Teich von einer Libelle aufgeschreckt wird. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und traurig will er sich auf den Heimweg machen. Doch Josette, die Fröschin, zeigt ihm, wie geruhsam ein "Mondbad" auf einem Seerosenblatt im Teich sein kann.
Aldo plant, einen Johannisbeerkuchen für Josette zu backen und macht sich an die Ernte der Beeren. Nach ein Paar kleinen Problemen hat er endlich seinen Korb voll, doch auf seinem Heimweg trifft er auf eine kleine Maus und eine Schneckenfamilie, die allesamt davon kosten dürfen. Als er zufällig an Josettes Haus vorbeikommt ist nur noch eine Beer übrig. Da hat Josette einen hervorragenden Einfall: Sie dekoriert ihren frisch gemachten Fliegenkuchen damit und teilt diesen mit Aldo.
In der letzten Geschichte möchte Aldo einen Spaziergang mit Josette machen und malt sich alles in bunten Bildern aus. Als er seine Freundin nicht zu Hause antrifft, folgt er ihren Spuren: zum Brombeerstrauch, zum Teich, auf den Hügel und zum Haselnussbaum. Dies ist genau der Weg, den er geplant hatte, doch nun hatte sie ganz ohne ihn Spaß. Traurig macht er sich auf den Heimweg, als es auch noch zu regnen beginnt. Doch dann entdeckt er Josette in seinem Haus: Sie hat Feuer und ein Schaumbad gemacht, um dort gemeinsam mit ihm die gesammelten Nüsse zu essen.
Ein Buch zum Freundschaftgenießen.
Aldo und der Sommer
von Magali Bonniol
aus dem Französischen von Seraina Staub: Aldo
2014, Orell Füssli Verlag, Zürich, www.ofv.ch
ab 3 Jahren
Bildersachbuch: Kritzl & Klecks
Eine wunderbare "Entdeckungsreise ins Land des Zeichnens & Malens" bietet dieses außergewöhnliche Kunst-Bilderbuch von Verena Ballhaus (Schöpferin von Herrn Kritzl) und Renate Habinger (Schöpferin von Frau Klecks). Die beiden Illustratorinnen führen anhand einer kurzen Geschichte über Herrn Kritzl (der gezeichnet wurde) und Frau Klecks (die gemalt wurde) in die verschiedenen Zeichen- und Maltechniken ein und animieren Kinder und Erwachsenen, es ihnen nachzumachen. Auf 46 Ausklappseiten zeigen sie, mit welchen Farben und Materialien eine bunte Phantasiewelt gestaltet werden kann.
"Hallo, Herr Kritzl", sagt Frau Klecks. "Darf ich Sie einladen Frau Klecks?", fragt Herr Kritzl.
Es beginnt mit dem Druck des Klecks-Hauses in Monotypie (Einmaldruck), dann werden diverse Stifte eingeführt, um einen reich gedeckten Frühstückstisch und Spaghettivariationen auf Papier zu bringen. Weiter geht es mit einer grünen Wiese, die Herr Kritzl mähen muss, sowie einer Rennstrecke, auf der Frau Klecks Rollschuh läuft. Der erste Tag endet mit einem gemeinsamen Theaterbesuch und einer tief blauen Stunde. Collagen, Ölpastellkreide und viele andere Techniken und Materialien füllen den zweiten Tag und stellen sowohl Bunt, den Hund, als auch Kratze, die Katze, vor. Das Buch endet nach dem Aufräumen mit der Aufforderung zum Ausprobieren. Vielleicht gibt es demnächst Band 2 ... dies fordern jedenfalls die Tiere im Abspann!
Ein Buch zum Zeichnen und Malen.
Kritzl & Klecks
von Verena Ballhaus und Renate Habinger
2014, Residenz Verlag, A-St. Pölten - Salzburg - Wien, www.residenzverlag.at
ab 4 Jahren
Herbst 2014: Schnecke, wo bist du?
In der Reihe von Tomi Ungerers Such-Bilderbüchern (siehe auch Na so was? und Schuh, wo bist du?), die bereits in den 60er Jahren in den USA erschienen sind, hat Diogenes soeben den dritten Band herausgebracht. Dieses Mal soll sich der Betrachter auf die Suche nach den versteckten Schneckenhäusern machen, ganz nach dem Motto des Titels: "Schnecke, wo bist du?". In seinem unnachahmlichen Stil und Charme öffnet der weltbekannte Illustrator unsere Augen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Trotz des kleinen Buchformats beeindrucken seine klaren bunten Bilder.
Der Soldat mit dem leuchtenden Blasinstrument macht den Anfang und bei der weiteren Suche entdecken wir lauter ungeahnte Schnecken: in den Wellenkämmen, den Pfeifenkringeln, den Spuren einer Eiskunstläuferin etc.. Die Antwort auf die Frage gibt das Tierchen (mit vier Fühlern!) ganz zum Schluss: "hier bin ich".
Ein Buch zum Suchen und Finden.
Schnecke, wo bist du?
von Tomi Ungerer
aus dem Englischen: Snail, where are you?
2014, Diogenes Verlag, Zürich, www.diogenes.ch
ab 3 Jahren
Extra: Petting Zoo Memo Game
Der Illustrator Christoph Niemann (siehe auch Der Kartoffelkönig) hat für den Gestalten Verlag ein wunderbares Memo-Spiel mit 36 außergewöhnlichen Streichelzoofiguren aus seiner Petting Zoo App entwickelt. Für die App entwarf er diverse Zootiere, die von dem Nutzer durch Streicheln auf einem Touch Screen verändert werden können. Alle Spielkarten basieren auf einfachen schwarzen Strichzeichnungen, die unglaublich prägnant sind, mit einfarbigen Hintergründen, die das Abspeichern beim Spielen erleichtern. Der Wandel der analogen Zeichnungen in eine digitale App und zurück in ein analoges und bedächtiges Spiel ist wunderbar gelungen. Es eignet sich für Kinder und Erwachsene gleichermaßen und ist eine angenehme Abwechslung zu den sonstigen "kindgerechten" Memory-Spielen auf dem Markt.
Ein Spiel zum Gemeinsam-Spaß-Haben.
Petting Zoo Memo Game
von Christoph Niemann
2014, Gestalten Verlag, Berlin, www.gestalten.com
ab 3 Jahren
26. November 2014
Herbst 2014: Das kleine Buch der großen Gefühle
Jeden Tag erleben Kleinkinder eine wahre Berg- und Talfahrt voller Gefühle, die sie zuerst nur spüren, aber nicht benennen können. Die Illustratorin Judith Drews (siehe auch Die große Zoo-Parade) hilft den Kleinen dabei, Worte für ihre Emotionen zu finden, indem bekannte Alltagssituationen in reduzierten Comic-Zeichnungen auf den Punkt gebracht werden.
Zu Beginn ist Mia ohne ihren Freund Paul traurig, eine Träne tropft aus ihrem Auge. Als es klingelt wird sie fröhlich und läuft singend zur Tür. Anschließend spielen sie gemeinsam Prinz und Prinzessin und sind verliebt, bevor sie Angst vor einem Tier unter dem Bett bekommen. Wütend zieht Mia an dem Schwanz, bis das Bett unter Paul zusammenkracht und er sich erschrickt. Mia landet in den Armen des Kuscheldrachen und ihr Freund ist froh, da sie nun wieder glücklich sind. Wieder einmal macht ein Spiegel den Buchabschluss, um zu schauen, wie das eigene Gesicht aussieht (beim Anblick eines Drachens).
Ein Buch zum Weinen und Lachen.
Das kleine Buch der großen Gefühle
von Judith Drews
2014, arsEdition GmbH, München, www.arsedition.de
ab 2 Jahren
Herbst 2014: Das bin ich. Ich zeig es dir
"Hurra! Ich bin da!" Mit diesen einleitenden Worten steigt das Kind aus der Kiste und zeigt anschließend, was alles zu ihm gehört. Auf den nächsten Doppelseiten wird jeweils ein Körperteil hervorgehoben und mit den speziellen Ausprägungen in der Tierwelt verglichen (siehe auch Von Kopf bis Fuß). So können die Kleinen sowohl den eigenen Körper als auch die unterschiedlichen Tiere kennen lernen. Kurze Reime bringen weitere Wörter ins Spiel.
Es beginnt auf der linken Seite mit den Haaren, die zu einer Frisur geföhnt werden - auf der rechten Seite schauen Stachelschwein, Schaf, Löwe und Kamel zu. Bei den Augen tragen Schnecke, Frosch, Eule und Katze zur Vielfalt bei. Weiter geht es mit der Nase, den Ohren, dem Mund und dem Hals: "Mein Kopf sitzt genau richtig. So ein Hals, der ist wichtig." Arme und Hände, der Bauch, der Popo und die Beine vervollständigen das Bild. Zu allerletzt gibt es einen kleinen Spiegel für das eigene Lachen: "Jeder ist ein Wunder für sich, das gilt für dich und auch für mich."
Ein Buch zum Mitmachen.
Das bin ich. Ich zeig es dir
von Heinz Janisch (Text) und Birgit Antoni (Bild)
2014, Verlagsanstalt Tyrolia, Wien, www.tyroliaverlag.at
ab 2 Jahren
Herbst 2014: Rosa und die Zimtschnecken
Neben Astrid Lindgren gab es in den 80er Jahren eine weitere Schwedin, Lena Andersson, die mit ihren wunderbaren Illustrationen von Linnea (1988 gewann sie zusammen mit Christina Björk den Deutschen Jugendliteraturpreis für "Linnea im Garten des Malers") einige Kinder-Bücherregale bestückt hat. Nun hat sie im hohen Alter eine neue Bilderbuch-Reihe über das Mädchen Rosa gestartet. Passend zu den Adventsvorbereitungen kommt der erste Band auf Deutsch raus, in dem Rosa mit ihrer Oma backt. Da es für die ganzkleinen Zuhörer gemacht ist, gibt es nur wenig Text in großen Buchstaben, so dass das Zusammenspiel der beiden Damen die kurze Geschichte bestimmen kann.
Als Rosa ihre Oma besucht, ist sie zuerst ganz traurig beim Abschied von ihrer Mama. Doch Oma hat gleich ein paar Ablenkungen parat: Trösten, Tanzen, Geschichten Lesen und dann kommt der krönende Abschluss: Zimtschnecken Rollen und Backen für das anschließende Kaffekränzchen mit Puppe und Kuscheltieren. Schon wird Rosa wieder abgeholt.
Ein Buch zum Backen (für Omas und Enkelinnen).
Rosa und die Zimtschnecken
von Lena Anderson
aus dem Schwedischen von Svenja Drewes: Mollan och bullarna
2014, Aladin Verlag GmbH, Hamburg, www.aladin-verlag.de
ab 2 Jahren
Herbst 2014: Heule Eule. Nein - ich lasse niemand rein!
Nach dem Erfolg des Heule Eule-Buchs (ebenfalls NordSüd, 2004, ab 2 Jahren) haben der österreichische Autor Paul Friester und der belgische Illustrator Philippe Goossens eine neue, ebenfalls herzerweichende Folgegeschichte erschaffen. Während die kleine Eule im ersten Band noch bis auf ein paar unsichere Worte zum Abschluss nur heulen kann, erscheint sie im zweiten Band schon etwas reifer und ganz tapfer. Dieses Mal versucht sie, ihre Ängste beim Alleinsein zu formulieren, auch wenn dies nicht wirklich hilfreich ist. Dadurch wird ein durchaus Angst einflößendes Ereignis für kleine Eulen (und kleine Kinder), wieder einmal auf eine humorvolle Art und Weise aufgelöst. Trotzdem bleibt die Moral der Geschichte hängen, dass bei Fremden Vorsicht zu wahren ist.
Mama Eule fliegt eines Abends aus, um das Lieblingsessen der kleinen Eule zu besorgen. "Sei schön brav und lass niemand rein. Versprochen?" Daraufhin antwortet die Kleine: "Ja, Mama. Ich bin ja schon groß!" Danach beginnt sie, ihr Lieblingsmärchen vom Wolf und den sieben Geißlein anzuschauen, als es an der Höhlentür klopft und eine Stimme spricht: "Lass mich rein, kleine Eule. Ich bin´s." Vor lauter Schreck erkennt die kleine Eule ihre eigene Mutter nicht und hält sich strikt an die Vorgabe, niemand rein zu lassen. Die Hilfeversuche des Eichhörnchens und des Hirschkäfers können nichts ausrichten, stattdessen fängt die Kleine wieder an zu weinen. Erst der (kluge) Rabe hat die zündende Idee: Frau Eule soll beweisen, dass sie es wirklich ist, indem sie ihrem Kind etwas erzählt, was sonst niemand anders wissen kann. Da öffnet die Heule Eule endlich die Tür und freut sich auf die mitgebrachte Tasche voller Würmer (mit Pommes und Ketchup?).
Ein Buch zum Vorsichtigsein.
Heule Eule. Nein - ich lasse niemand rein!
von Paul Friester (Text) und Philippe Goossens (Bild)
2014, NordSüd Verlag AG, Zürich, www.nord-sued.com
ab 3 Jahren
Abonnieren
Posts (Atom)