3. November 2013

Extra: Das Gute an der Mafia ist, dass sie sich gegenseitig umlegen


Beim Erkunden der Herbst-Neuerscheinungen bin ich über ein ergreifendes Buch gestolpert, was ich gerne hier empfehlen möchte, auch wenn es ausnahmsweise mal kein Bilderbuch ist. In diesem kleinen Band (128 Seiten) haben der Lehrer Marcello D`Orta und der junge Anti-Comorra-Pfarrer Luigi Merola die Stimmen neapolitanischer Kinder (von sechs bis sechzehn Jahren) festgehalten. Sie stammen sowohl aus Merolas Tagesstätte im Forcella-Viertel, die er in einer ehemaligen Mafia-Villa untergebracht hat, wie auch aus dem Umfeld von D´Orta. In ihren Aufsätzen sprechen sie über ihre ganz eigene Sicht des Alltags und des Umgangs mit der Mafia in Neapel. Trotz der Tragik und der extremen Erlebnisse vermitteln die Texte eine gewisse Fröhlichkeit und wunderbare Authentizität.

"In meiner Stadt sollte es nur Villen geben, ganz viele Blumen und Parks und genug Plätze, wo Kinder spielen können. Vor allem dürfte es nicht so viel Abfall geben."

"Mit Arbeitslosigkeit kenne ich mich gut aus. Bei mir zu Hause sind alle früher oder später arbeitslos geworden."

"Wartet ein paar Jahre, und ihr wollt nicht mehr weg von hier. Außerdem, wenn alle von hier fortgehen, wer bleibt denn dann noch übrig?"

Ein Buch zum Augenöffnen und Schmunzeln.

Das Gute an der Mafia ist, dass sie sich gegenseitig umlegen
von Marcello D`Orta und Luigi Merola (Herausgeber)
2013, Diogenes Verlag, Zürich, www.diogenes.ch

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